Full text: Zur Lehre vom Gemüt

Zur Lehre vom Gemüt. 
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Allgemeines, kein Unveränderliches, das nicht selber einem 
Einzelwesen, einem Veränderlichen zukäme und zugehörte, also 
auch nur an ihm sein Bestehen hätte. 
Wir nennen dieses Einzelwesen die Seele d. h. ein Be¬ 
wußtsein, das mit einem Dinge oder Körper in stetiger 
Wirkenseinheit verknüpft ist.1) Dieses Bewußtsein hat Ge¬ 
fühle, hat Lust und Unlust d. h. es ist ein fühlendes oder zu- 
ständliches Bewußtsein, dessen Bestimmtheit wir eben „fühlen“ 
nennen. Die jeweilige Besonderheit dieser zuständlichen Be¬ 
stimmtheit, „fühlen“ aber nennen wir ein Gefühl und wissen, 
daß diese Bestimmtheitsbesonderheit der Seele ais zu¬ 
ständlichen Bewußtseins entweder eine Lust oder eine 
Unlust ist. 
Man beachte also wohl, daß das Gefühl keineswegs 
eine besondere Bestimmtheit, sondern vielmehr nur 
eine Bestimmtheitsbesonderheit der Seele, nämlich die 
Besonderheit ihrer zuständlichen Bestimmtheit, die wir „Fühlen“ 
zu nennen pflegen, bedeutet. Darum aber auch, und über¬ 
haupt auch nur darum ist es zu verstehen, daß die Seele ein 
Gefühl verlieren und auch ein Gefühl gewinnen kann, während 
es ihr andererseits unmöglich ist, das Fühlen überhaupt zu 
verlieren oder zu gewinnen. Mit anderen Worten, es gibt 
keine Seele, die nicht in jedem ihrer Augenblicke fühlendes 
d. i. zuständliches, Lust- oder Unlusthabendes Bewußtsein 
wäre, das „Fühlen“ mithin bedeutet eine unverlierbare 
Bestimmtheit der Seele. Darum aber ist die Seele als zu¬ 
ständliches („fühlendes“) Bewußtsein nichtsdestoweniger ver¬ 
änderlich, was, wie der Satz der Veränderung lehrt, der für 
das Gegebene überhaupt gilt,2) sagen will, daß die Besonder¬ 
heiten ihrer zuständlichen Bestimmtheit, also die Gefühle der 
Seele wechseln, ein Gefühl dem anderen Platz macht und 
ein Gefühl an Stelle des bisherigen als die Bestimmtheits¬ 
besonderheit der Seele tritt. 
Dieser Wechsel der zuständlichen Bestimmtheitsbesonder¬ 
heiten der Seele d. i. der Wechsel der Gefühle, ist nun ent- 
x) Siehe Rehmke, Lehrbuch der allg. Psychologie, 2. AufL, S. 73ff. 
2) Siehe Rehmke, Philosophie als Grundwissenschaft, S. 163ff.
	        
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