Zur Lehre vom Gemüt.
107
Ganzen gelten lassen, daß Affekt „der gewaltsamere, aber
schnell verlaufende“, Stimmung „der schwächere, aber nach¬
haltigere Zustand“x) sei. Es darf aber nie übersehen werden,
daß gerade das „Gefühl“, das wir Affekt nennen, sich durch
die Klarheit der Vorstellung, die hier „maßgebendes“ Gegen¬
ständliches ist, ausnahmslos auszeichnet, während in der
Stimmung die Unklarheit ihres Gegenständlichen ebenso aus¬
nahmslos sich feststellen läßt.
Eine Einteilung des besonderen „Gefühls“, das wir
Affekt nennen, würde ihren Einteilungsgrund in dem, was
dieses „Gefühl“ vor den anderen als besonderes auszeichnet,
suchen müssen; die Affekte in angenehme und unangenehme, in
fröhliche und traurige, in sthenische und asthenische, in rüstige
und schmelzende, entbindende und beschränkende, excitierende
und deprimierende, aktive und passive2) ein teilen, heißt nur
eine Einteilung, die für das „Gefühl“ überhaupt gilt, auf dieses
besondere „Gefühl“ anwenden. Die besondere Einteilung der
Affekte könnte also nur an das unterscheidende Stück, die große
Intensität der Körperempfindung, anknüpfen, aber dieses als
solches gibt keinen Anhalt zu einer Gliederung der Affekte,
daher ist auch der Versuch einer besonderen Einteilung
dieser starken besonderen „Gefühle“ ein fruchtloser.
3) a. a. 0. S. 62.
*) s. Nahlowsky a. a. 0. S. 258.