Zur Lehre vom Gemüt.
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Jene Sage, daß „aus dem dunklen Hintergründe der
Stimmung allmählich dieses oder jenes Sonder gefühl her ver¬
trete“, hat als Tatsache nur zur Unterlage, daß auf eine
Stimmung ein „Gefühl“ gefolgt ist Sobald aber dies „Gefühl“
auftritt, ist es auch mit der Stimmung als solcher, die vorher
Bestimmtheitsbesonderheit der Seele war, vorbei.
In unserem Seelenleben erfahren wir es zur Genüge, daß
ein „Gefühl“ eine Stimmung, und umgekehrt eine Stimmung
ein „Gefühl“ ablöst, wie es uns auch eine bekannte Tatsache
ist, daß eine Stimmung eine andere Stimmung und ebenso auch
ein „Gefühl“ ein anderes Gefühl abiöst. Wir kennen alle aus
eigener Erfahrung den Wechsel jener Bestimmtheitsbesonder¬
heiten in unserem Leben, den wir den Wechsel der Stim¬
mungen, und kennen nicht minder den Wechsel derjenigen
Bestimmtheitsbesonderheiten der Seele, den wir den Wechsel
der „Gefühle“ in uns, den Veränderlichen oder Einzelwesen,
nennen; aber ebenso bekannt ist auch jener dritte Wechsel in
uns, in dem „Gefühl“ auf Stimmung oder Stimmung auf „Ge¬
fühl“ folgt.