Man muß als Revolutionär wie als Gegen¬
revolutionär Menschenkenner sein, eiskalt und
überlegen alle Faktoren des Augenblicks be¬
rechnen, das psychologische Feingefühl der
alten Diplomatie statt auf Diplomaten- und
Fürstenseelen auf die viel schwerer zu durch¬
schauende, auf einen Taktfehler viel gereizter
antwortende Massenseele anwenden. Volks¬
führer mit geringer Intelligenz pflegen darin
eine unfehlbare Sicherheit zu besitzen.
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Ob jemand recht hat oder unrecht, darauf
kommt in der Geschichte nicht viel an. Ob er
dem Gegner praktisch überlegen ist oder nicht,
entscheidet über den Erfolg.
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Es ist ein folgenschwerer Irrtum konservativer
Kreise gerade in revolutionären Zeiten, daß
Ehrlichkeit, tadellose Gesinnung und Wärme
des Gefühls einen Mangel an Intelligenz auf¬
wiegen könnten. Oder richtiger, man begreift
gerade infolge dieses Mangels die taktische
Überlegenheit der Gegenseite nicht, die im¬
mer einer eingewurzelten Tradition - oder er¬
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