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Der Mann macht Geschichte, das Weib ist
Geschichte.
Weiblich ist die erste, die ewige, mütterliche,
pflanzenhafte, . . . die kulturlose Geschichte
der Folge von Generationen, die sich nie än¬
dert, die durch das Dasein aller Tier- und
Menschenarten, durch alle kurzlebigen Ein¬
zelkulturen gleichmäßig und still hindurch¬
geht. Blickt man zurück, so ist sie gleichbe¬
deutend mit dem Leben selbst.
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Der Mensch ist, was immer er sonst auch sein
mag, nämlich Erbe von Generationen, doch
ein Produkt und Ausdruck der Landschaft,
sich ihr hingebend, sich gegen sie behauptend;
denn er nährt sich von der Erde, die er wieder
wird. . . . Ihr Schicksal - in Schnee und Eis
sterbend, im Frühling erwachend, von Regen
und Sturm gepeitscht, überschwemmt, ver¬
wüstet - spiegelt sich auch im menschlichen
Sosein, das daran leidet und sich dagegen be¬
hauptet. Die Härte dieses Schicksals, hier ge¬
boren zu sein, hat die Stärke der Seele her¬
ausgebildet.
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