VON DER SEELE DES
MENSCHEN
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Es gibt keinen „Menschen an sichu, wie die
Philosophen schwatzen, sondern nur Men¬
schen zu einer Zeit, an einem Ort, von einer
Rasse, einer persönlichen Art, die sich im
Kampfe mit einer gegebenen Welt durchsetzt
oder unterliegt, während das Weltall gött¬
lich unbekümmert ringsum verweilt. Dieser
Kampf ist das Leben.
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Was man sich heute als Urmenschen vorstellt,
ist eine Karikatur. Der Stadtmensch in seinem
Dünkel hält Intelligenz für den höchsten
Schatz - nicht Rauernklugheit, sondern Li¬
teratenintelligenz - und stellt sich den Ur¬
menschen als Trottel vor, behaart (weil man
heu te rasiert ist), tolpatsch ig, roh, mit plumpem
Gang. Der Affe, weil er ihm widerwärtig ist,
scheint ihm gut als Modell für das Bild des
Menschen, so daß jeder Dummkopf fühlt, wie
sehr er sich seitdem entwickelt hat.