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Die Ehrfurcht vor dem Geheimnis steht am
Ende alles Strebens nach Erkenntnis. Wer
nicht zu diesem Ziel gelangt, war es nicht
wert, Wissen zu erstreben.
Der wahrhaft Wissende entsagt. Was in unse¬
ren Händen bleibt am Ende des Kreislaufs unse¬
res Strebens und Suchens, ist der Glaube -
an eine offenbarte Lösung irgendeiner Art oder
an die ewig verschlossene Pforte.
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Um glauben zu können, muß man eine schlich¬
te Seele haben. Das allein ist Gnade.
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Rationalismus bedeutet den Glauben allein an
die Ergebnisse des kritischen Verstehens, also
an den „Verstand“. Wenn in einer Frühzeit das
credo quia absurdum ausgesprochen wurde,
so lag darin die Gewißheit, daß Begreifliches
und Unbegreifliches erst zusammen die Weit
bilden, die Natur . . ., in welche der Verstand
nur so tief dringen kann, als die Gottheit es
gestattet. Vom Rationalismus her entsteht aus
einem stillen Ärger der Begriff des Irrationalen;
es ist das, was durch seine Unbegreiflichkeit