Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar (45)

1000 Namen wurden gefunden und analysiert, im später deutschen und im 
französischen Sprachgebiet der alten römischen Provinz). 
• Martina Pitz (1997) über die spätmerowingischen und karolingischen Namen 
auf -weiler, französisch -villers wie Emmersweiler aus Ermbertes-villare (zum 
PN Erm-bert) oder Ramber-villers in Lothringen (zum PN Ragin-bert), 
zwischen Mosel, Hunsrück und Vogesen (insgesamt ca. 790 Namen). Vgl. auch 
Haubrichs 1996; Pitz 2000b. 
• Roland Puhl (1997) über Siedlungsnamen, die mit der Bezeichnung der Gaue 
und Grafschaften des frühen Mittelalters im Saar-Mosel-Raum versehen sind 
(daraus die Karte 1). 
• Maria Besse (1995) über „Namenpaare an der Sprachgrenze“, vor allem im bel¬ 
gischen, luxemburgischen und schweizerischen Raum, also zu solchen Fällen 
wie Bastogne in der belgischen Provinz Luxembourg, deutsch aber Bastenach 
genannt, niederländisch Bastenaken, auch das ein acww-Name. Diese 
Mehrfachformen für denselben Ort in verschiedenen Sprachen besitzen einen 
hohen Wert für die Erforschung der Chronologie von sprachlicher Kontinuität 
und Transformation. So existieren im Schweizer Wallis nebeneinander für den 
civitas-Hauptort Sedunum der deutsche Name Sitten und der französisch-roma¬ 
nische Name Sion. Der deutsche Name muss entstanden sein, bevor im 10./11. 
Jahrhundert im Französischen der Laut [d] zwischen den Vokalen schwand, aber 
auch bevor die oberdeutsche, alamannische Lautverschiebung im frühen 8. 
Jahrhundert das stimmhafte [d] zum stimmlosen [t] wandelte. Alamannen haben 
also das Wallis noch im 8. Jahrhundert erreicht, zumindest haben sie eine eigene 
Sprachform für den civitas-Vorort entwickelt. Zu Namenpaaren und 
Sprachgrenzbildung vgl. ferner Haubrichs 1992a/b, 1995, 1998a, 2000, 2004, 
2007, 2009; Pitz 2000a, 2001, 2002a/b; Schorr 2001b, 2003. 
• Ferner die Arbeit von Christa Jochum-Godglück (1995) über einen eng mit Kö¬ 
nigsgut, frühmittelalterlichem Fiskalgut korrelierten Siedlungsnamen-Typus, die 
orientierten Siedlungsnamen wie Nordheim oder Osthofen, Sundhausen zu 
germ. *sunpa- ,Süden‘, verbreitet über den gesamten germanischsprachigen 
Teil des Merowingerreichs (Weiterentwicklungen dieser Ansätze zur Analyse 
fiskaler Siedlung bei Jochum-Godglück 1997, im Druck; Haubrichs 2000, 2006; 
Pitz 2004). 
Die Teilnehmer des interdisziplinären Kolloquiums trugen auch in mehreren 
Anläufen zu Tagungen des Fakultätsschwerpunktes bei, die um den Begriff, die 
Funktion und Entwicklung der ,Grenze4 kreisten: zu Problemen von Grenzregio¬ 
nen am Beispiel des Saar-Lor-Lux-Raums (Brücher/Franke 1987), zur Konstitution 
der alten Diözese Metz (Herrmann 1993; Haubrichs 1993), zu Grenzen und Grenz¬ 
regionen im gesamteuropäischen Raum (Haubrichs/Schneider 1993), zur Lotharin- 
gia als einer frühen europäischen Kernlandschaft (Herrmann/Schneider 1995), zur 
Sprachenpolitik in Grenzregionen (Marti 1996), zur Grenzkultur als Mischkultur 
(Marti 2000), zu Grenzgängern (Schneider 1998), das Meiste dann in den 
Veröffentlichungen der Historischen Kommission erschienen. 
Mancherlei Projekte der Deutschen Forschungsgemeinschaft gingen aus diesem 
Kreis von Mitarbeitern hervor, die Sammlung der Flurnamen, der Mikrotoponyme 
im deutsch-französischen Interferenzgebiet (eine Datenbank von ca. 700.000 Ein¬ 
trägen), darauf aufbauend Arbeiten über romanische Relikte in Flurnamen, über 
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