Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar

Zeiten“ von 1959 erklärt: Im Saargebiet verzichtete Deutschland auf das Eigentum 
an den Kohlengruben zugunsten Frankreichs'2. 
Ähnlich verständnisvoll fiir die französischen Forderungen zeigt sich dieses 
Buch im Zusammenhang mit der Saarfrage der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. 
Die Forderung Frankreichs nach einer wenn schon nicht politischen so doch we¬ 
nigstens wirtschaftlichen Eingliederung der Saar wird hier wieder mit den Argu¬ 
menten der Notwendigkeit einer wirtschaftlichen Kompensation und eines Sicher¬ 
heitsbedürfnisses Frankreichs begründet. Neu ist, dass darauf hingewiesen wird, 
dass Frankreich gegenüber den USA und Großbritannien „behauptet“ habe, die 
Bevölkerung des Saargebiets wünsche die Loslösung von Deutschland13. Dieser 
Tenor bleibt für die Beschreibung der folgenden Ereignisse erhalten: Nach dem 
Beschluss einer Volksabstimmung 1954 rechnete Frankreich fest damit, dass sich 
die Bevölkerung der Saar für das europäische Statut ‘ entscheiden würde. Nach¬ 
dem die Rechnung aber nicht aufgegangen war, war Frankreich klug genug, sich 
dem Verlangen der deutschen Bevölkerung nicht zu widersetzen4. Und, ganz im 
Geiste der Verständigung, die dem Buch ein Anliegen war: Immerhin haben hier 
zwei Völker ein Beispiel dafür gegeben, daß man auf dem Wege von Verhandlun¬ 
gen selbst ein Problem lösen kann, das, wie das Saarproblem, für lange Zeit fast 
unlösbar erschien 3. 
ln dem bereits vorgestellten „Grundriss der Geschichte“ blieb die nationalstaat- 
liche Perspektive erhalten. In einer Ausgabe von 1964 erscheint die deutsch-fran¬ 
zösische Einigung nicht ganz so harmonisch: Zwar war es zwischen Deutschland 
und Frankreich zu einer Aussöhnung gekommen, nachdem das Saargebiet sich 
1955 für die Wiedervereinigung mit Deutschland entscheiden konnte'6 und Frank¬ 
reich diesen Schritt gebilligt hatte [...]. Aber de Gaulles Politik, auf ein Europa 
der Vaterländer — als einer Art französischer Hegemonie - gerichtet, machte Eu¬ 
ropa zu dieser Zeit nicht einiger 1. 
Die nach 1968 erschienenen Bücher schlagen zumeist einen anderen Ton an. So 
etwa „Menschen in ihrer Zeit“ aus dem Jahr 1969 von Friedrich Lucas und Wolf- 
beit von Univ.-Prof. Dr. Willy Andreas, Karlsruhe (Verlag G. Braun), 6. unveränderte 
Auflage von 1957, 1960, S. 139. 
12 Spiegel der Zeiten. Geschichtsbuch für deutsche Schulen, Bd. V, Die neueste Zeit, 
Frankfurt und anderswo (Diesterweg) 3. Auflage 1959, S. 55. 
13 Spiegel der Zeiten, S. 134, 
14 Ebd. S. 154. 
15 Ebd. 
16 Zur Präzisierung, Erinnerung und - hier - Korrektur: Die den Saarländerinnen und Saar¬ 
ländern vorgelegte Frage lautete: „Billigen Sie das mit der Zustimmung der Regierung 
des Saarlandes zwischen der Regierung der Bundesrepublik und der Regierung der Fran¬ 
zösischen Republik am 23. Oktober 1954 vereinbarte Europäische Statut für das Saar¬ 
land?“ 
17 Grundriss der Geschichte, zweibändige Ausgabe II: Die moderne Welt, bearbeitet von 
Oberstudien rat Dr. J. Dittrich und Dr. E. Dittrich-Gallmeister, unter Mitwirkung 
von Prof. Dr. Hans Herzfeld, Stuttgart (Klett) [1964], S. 295. 
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