Im Allmend tritt in den Bodenprofilen eine als „obere Tonschicht“ (Ton 1) be-
zeichnete tonreiche Lage auf, welche in die späte Römerzeit oder das Frühmittel¬
alter datiert. Es findet sich neben römerzeitlicher vor allem hallstattzeitliche Kera¬
mik in großer Menge. Gedeutet wird diese Schicht als aus der Siedlung abge¬
schwemmtes Hüttenlehmmaterial, wie es während verschiedener Starkregenereig¬
nisse aus aufgegebenen Siedlungen abgetragen werden kann. Dafür spricht auch
die Tatsache, dass alle Keramik kaum Transportspuren aufweist (Kraus 2004).
Die mächtigen Sedimentschichten, welche auf den römerzeitlichen Begehungs¬
horizonten auflagem, belegen eine intensive Sedimentation im Auebereich. Auch
kleinräumig erfolgen Materialverlagerungen von den höher gelegenen Aueberei-
chen in die Senken.
Hinweise auf Starkregenereignisse, die zu einem erheblichen Materialtransport
aus Siedlungsbereichen führten, gibt es auch in der römischen Siedlung Bliesbruck.
Dort existiert zwischen der Blies und der Thermenanlage, westlich der Siedlung,
ein Schuttfächer aus abgeschwemmtem Siedlungsmateriai. Hinweise auf Überflu¬
tungsphasen des Vicus selbst gibt es nicht, die Materialverlagerungen sind die Fol¬
ge von Regenereignissen,
Nach Intensivierung der Rodung und Ackernutzung im Einzugsgebiet setzte ei¬
ne verstärkte Erosion von Bodenmaterial ein, auch bedingt durch eine Klimaverän¬
derung. Heftige Starkregen vor allem im Frühjahr, wenn die Äcker noch nicht
durch Vegetation bedeckt sind, führen zu starker Bodenerosion. Dies zeigt sich in
einer Akkumulation von humusreichem abgespültem Oberbodenmaterial auf der
römerzeitlichen Oberfläche. Über die gesamte Fläche des Talgrundes sind drei
homogene Bodenhorizonte zu verfolgen, die viele der früheren Reliefunterschiede
einebnen. Die erhöhten Gehalte an Phosphat und organischer Substanz legen eine
Deutung als Migrationshorizonte aus verlagertem Oberbodenmaterial nahe. Der
schluffig-lehmige Sand ist dicht, humos mit Holzkohleresten und Ziegelsplittern
angereichert. Die Keramikfunde belegen eine syn- oder poströmerzeitliche Anlage
der Horizonte. Der hohe Schluffanteil und die durch die Bodenbearbeitung ent¬
standene Homogenität unterscheidet alle nachrömerzeitlichen Horizonte von den
früheren Schichten.
Die langjährige Ackemutzung des Gebietes äußert sich in einem durchschnitt¬
lich 25 Zentimeter mächtigen Pflughorizont, in dem zum Teil bei länger zurücklie¬
gender Ackemutzung ein humusreicher und gut durchwurzelter Ah-Horizont an¬
gelegt ist. Die beiden oberen Horizonte sind deutlich bindiger als die darunter lie¬
genden Schichten (auffallend ist ein signifikant höherer Schluff- und Tonanteil).
Dies wird als Folge der Abholzung und Ackernutzung der Hänge derart interpre¬
tiert, dass zunächst häufigere Überschwemmungen sandigeres Material im Auen-
bereich akkumulieren. Zugleich setzt aber auch aufgrund der höheren Wasserfüh¬
rung eine Tiefenerosion der Blies ein, die dazu führt, dass die Fließgeschwindig¬
keit bei den Überschwemmungen sinkt, da die Fläche nur noch gering überspült
wird. Es lagert sich feineres tonig/schluffiges Material ab. Auch die Herkunft des
akkumulierten Materials aus dem Oberen und Mittleren Muschelkalk an den gero¬
deten Hängen bedingt tonreiches Material. Dieses überdeckt auch Teile des römer¬
zeitlichen Wegenetzes und Mauerreste der nahegelegenen römischen Villa in
Mächtigkeiten von bis zu 52 Zentimeter auf römerzeitlichen Wegsteinsetzungen.
Diese poströmerzeitlichen Sedimente stellen korrelate Ablagerungen der mittelal¬
terlichen und neuzeitlichen Erosionsphasen dar.
48