Paläolithikum
Zum Ende der Würm-Kaltzeit herrschten im Untersuchungsgebiet im Vergleich
zur Jetztzeit völlig andere Umweltbedingungen. Während der letzten Kaltzeit lag
die Mikroregion im Periglazialbereich und war vermutlich von einer Kaltsteppen-
Tundrenvegetation bedeckt, ln Pollendiagrammen benachbarter Regionen dominie¬
ren typische Steppen-Pflanzen wie Artemisia-Arten, Chenopodiaceen und Gräser
neben typischen Tundrenarten. Für die Westpfalz hat Firbas (1952) für diese Phase
Waldlosigkeit nachgewiesen. Die durch die geringe Vegetationsbedeckung nur un¬
zureichend stabilisierten Hänge wurden durch Solifluktionsprozesse geformt, in
deren Folge Sand und Gesteinsschutt als Produkte der intensiven Frostverwitterung
den Flüssen zugeführt wurden. Das Flussbett der Blies war - im Gegensatz zum
heutigen Bild - verwildert und durch zahlreiche Seitenarme und Schotterbänke ge¬
gliedert. Diese Situation wird dokumentiert in den Bodenprofilen als Basislage mit
würmzeitlichen Terrassenschottern und -sanden. Massenbewegungen, von den
Talhängen ausgehend, prägten die Entwicklung des Flusslaufs.
Sowohl in einem Areal südlich des Homerich zwischen Villa und Vicus als auch
in einem Bereich nordöstlich der Villa Reinheim und südlich Bliesbruck konnten
räumlich begrenzte Rutschungen nachgewiesen werden. Anhand ihres unsortierten
Materials bestehend aus kantigen Kalksteinen in toniger Matrix, zum Teil gemischt
mit gerundeten Terrassenschottern unterscheiden sich diese Schichten deutlich von
den Terrassenablagerungen der Blies, welche aus gerundeten Schottern und Sanden
bestehen. Kennzeichnend für die kaltzeitlichen Schichten sind sehr geringe Nähr¬
stoffgehalte. Insbesondere die Phosphatwerte, welche auf organisches Material
hindeuten, liegen unter 1,5 mg P205/100g Boden und damit weit unter den Werten
der kolluvialen Schichten (Abb. 3, auch S. 290).
Schicht
A-Horizonte
P205 mg/100g Boden
Corg g/100g Boden
Ah
29,5
2,15
Ap
Kolluvien
70,5
1,80
römisch
10,5
0,70
poströmisch
45,0
0,85
prärömisch
natürlicher Unterboden
7,5
0,30
Bv/Sd (85cm)
1,5
0,15
Flussterrasse (120cm)
anthropogene Schichten
0,8
0,05
Grabenfüllungen (Abwasser)
68,0
0,40
Latrinen, Kanäle bei Latrinen
98,8
0,65
Hüttenlehm, Fußboden
21,5
0,40
Boden mit Knochen
65,0
0,20
Verfüllungen, Schutt
42,5
0,60
Pfostenlöcher
10,5
0,45
Abb. 3
An den Hängen lassen sich pleistozäne Fließerden und Solifluktionsschutt
nachweisen, welche zum Teil mit dem Terrassenmaterial verzahnt sind. Sie beste¬
41