königlichen Befehl, aber von den Herrscherhäusern wohlwollend unterstützt. So
entstand etwa 1822 aus dem Finanzministerium heraus in Stuttgart ein „Verein für
Vaterlandskunde“. In den Württembergischen Jahrbüchern, dem Organ des Statis¬
tisch-topographischen Bureaus, heißt es zu dieser Gründung und ihren Zielen, dass
das Wissen über das neue Vaterland die staatsbürgerlichen Tugenden hervorbringe,
die das Konglomerat benötige. Diesem Wissen wurde eine große Wirkung zuge¬
schrieben: mit ihm werde aus Alt- und Neuwürttembergern, aus Hohenlohern, Ell-
wangern, Vorderösterreichern, Reichsstädtern und so weiter das württembergische
Volk erschaffen. Bedeutsame Sparte dieses Wissens sei die Geschichte, durch sie
erhalte der Patriotismus seine wichtigste Stütze57. Auf die in derartigen Vereinen
engagierten Staatsdiener brauchte man nicht mehr einzuwirken. Wollten die Herr¬
scher breitere Bevölkerungsgruppen ansprechen, dann mussten andere Wege be¬
schritten werden. Zumindest Maximilian II. hatte erkannt, dass mit akademischer
Gelehrsamkeit das Volk nicht zu gewinnen war58.
Vgl. zu dieser Gründung und ihren Zielen: Friedrich Pietsch, Die Archivreisen des Ge¬
heimen Archivars Lotter, in: Neue Beiträge zur westdeutschen Landesgeschichte. Fest¬
schrift Max Miller, Stuttgart 1962, S. 333-354, hier S. 338.
Hanisch, Für Fürst und Vaterland (wie Anm. 32), S. 342.
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