Saarbrückische Gesangbuch aufzugeben und stattdessen das Elberfelder Gesang¬
buch anzuschaffen12'. Am 24. Februar 1884 beschloss das Presbyterium, die
Orgelbaufirma Stumm in Rhaunen-Sulzbach mit dem Neubau einer Orgel zu
beauftragen.
Als Adolf Ludwig Fauth am 24. Oktober 1897 sein 25-jähriges Ortsjubiläum
beging, war im „Evangelischen Wochenblatt“ ein ausführliches Lob zu lesen* 128
Seit 1898 war Fauth in die Herausgabe des Wochenblattes einbezogen und ver¬
öffentliche zahllose Beiträge1 ^ zum Gesundheitsbereich, zur Arbeiterfrage und
Gedichte1 0 zum Kirchenjahr. Die Beiträge zu Gesundheitsfragen ergaben sich aus
seiner Nebentätigkeit als Arzt, Apotheker und Homöopath. Durch seine Artikel zur
Arbeiterfrage wurde er in den „Patriotenkrieg“ verwickelt, die lange Auseinander¬
setzung zwischen Carl Ferdinand von Stumm und der evangelischen Kirche. Es ist
bezeichnend - und wohl das Ergebnis einer Initiative des Freiherrn von Stumm
dass der 1887 verfasste Artikel „Notschrei aus der Tiefe“, worin Adolf Ludwig
Fauth Missstände im Untertagebau anprangerte, kurz vor der Drucklegung der
Zensur zum Opfer fiel. Pfarrer Max Lentze erwähnte diesen unerhörten Vorgang
auf der Saarbrücker Pfarrkonferenz am 12. März 1896: Selbst als die Ueberzeu-
gung eine ziemlich allgemeine geworden war, daß große Mißstände in den
Verhältnissen der Grubenarbeiter eingerissen seien, wurde ein vom Herrn Kolle¬
gen Fauth verfaßter Artikel aus dem Jahre 1887 [...] noch einmal im letzten
Augenblick zurückgehalten 2I. Fauth selbst gründete in seiner Gersweiler Amtszeit
1885 den ersten evangelischen Arbeiterverein an der Saar122, der immerhin gleich
sechzig Mitglieder zählte.
Durch Verfügung des Königlichen Konsistoriums zu Koblenz vom 25. Juli 1903
wurde Adolf Ludwig Fauth - nach 39 Jahren unermüdlichen Pfarrdienstes - mit
Wirkung vom 1. Oktober 1903 in den Ruhestand versetzt12’. Fauth bezog eine
Wohnung im neu erbauten Haus seines Sohnes Carl in der Gersweiler Hauptstraße,
wo dieser sich als erster praktischer Arzt der Gemeinde niedergelassen hatte. Im
Ebd. S. 17.
128 Aus Nah und Fern, in: Evangelisches Wochenblatt 24 (1897), S. 350.
124 Ein vollständiges Werkverzeichnis ist publiziert bei Joachim Conrad, Adolf Ludwig
Fauth (1836-1912). Pfarrer - Homöopath - Volksschriftsteller, in: Zeitschrift für die Ge¬
schichte der Saargegend. 44 (1996), S. 174-206.
130 Die Gedichte sind publiziert in: Joachim Conrad (Hg.), „Komm zu uns, lieber heil’ger
Christ“. Adolf Ludwig Fauth als Dichter, Saarbrücken 1993.
131 Zitiert nach Klaus Michael Mallmann, Die Anfänge der Bergarbeiterbewegung an der
Saar 1848-1904, Saarbrücken 1981, S. 95. Verweisquelle fehlerhaft angegeben.
132 Vgl. Rudolf Saam, Die evangelische Kirche an der Saar in den Jahrzehnten sozialer
Veränderungen, in; Die evangelische Kirche an der Saar gestern und heute, hg. von den
Kirchenkreisen Ottweiler, Saarbrücken und Völklingen, Saarbrücken 1975, S. 229-246,
hier S. 238.
1 ” Pfarrarchiv Gersweiler. Best. Protokollbuch des Presbyteriums 1890-1917, Reg. Prot. 8a;
Protokoll vom 19. August 1903; die Information 1. November ist demnach falsch. Vgl.
Robert Jüngst, Pfarrer em. Ad[olf] Fauth gestorben, in: Evangelisches Wochenblatt 39
(1912), S. 37.
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