tieftraurigen Schlacht am Kochersberg gegen die Franzosen und wollte seinen
Onkel väterlicherseits, der, von mehreren Kugeln tödlich verwundet, auf dem
Erdboden lag, mit hilfreicher Hand wieder aufs Pferd setzen. Nach Beendigung des
Gefechts ermattet und erhitzt, verdarb er sich die Lunge durch einen Schluck
kalten Wassers. An diesem sich ständig verschlimmernden Leiden starb er am 3.
Februar 1679 in Butzbach, während alle ärztliche Kunst, selbst die erprobteste, sich
vergeblich mühte.
Er ist in diesem Leben gestorben, oder besser: Er lebt in diesem Tod mit Jesus.
Die tiefbetrübten Eltern haben dem vortrefflichen Sohn dieses Denkmal gesetzt.
Über Veranlassung und ursprüngliche Lage der Grabplatte sind wir dank einem
ausführlichen Eintrag im Butzbacher Kirchenbuch näher unterrichtet. Wie es dort
heißt, war der junge Adelsspross „den 2. Januar [1679] von Weilburg krank hieher
gen Butzbach in Hrn. Balthasar Loos, Zentgraf, Logament gebracht worden, den 4.
Febr. darin gestorben, den 6. Febr. von Bürgermeister u. Rath allhier, uff seines
Vatters begehren, des abends um 7 Uhr in die Sacristey gestellt worden, darin der
gräflich Leichnam über Erden verblieben, biß am 20. 9br, abents zwischen 5 u. 6
Uhr wieder heraus gethan worden und in der Still abermahls von dem Rath allhier
an seine Ruhestatt getragen worden, in die Stadtkirch alhir zwischen die Säul und
einen Grabstein, darin 4 Schild oder Wappen sein [...], diese Grabstatt ist, da man
zwischen den Taufstein u. Herren-Stühlen in den Chor gehet, da die Orgel stehet“9.
Ungeklärt bleibt die Differenz hinsichtlich des Todestages; während die In¬
schrift vom 3. Februar spricht, nennt das Kirchenbuch den 4. Februar. Jedenfalls
hat der Leichnam Karl Siegfrieds nicht weniger als neuneinhalb Monate „über
Erden“ verbracht, bevor er am 20. November endlich beigesetzt werden konnte.
Die ausführlichen Angaben des Kirchenbuches ermöglichen es uns, in seltener Ge¬
nauigkeit abzuschätzen, wie viel Zeit man im späten 17. Jahrhundert für Herstel¬
lung und Transport einer derart aufwendigen Grabplatte veranschlagen musste.
Zweifellos handelt es sich um eine qualitätvolle Arbeit, die nicht nur die Trauer der
Eltern, sondern auch ihr Streben nach standesgemäßer Repräsentation widerspie¬
gelt: Die vier Wappen in den Ecken bilden gleichsam die „Ahnenprobe“ des jung
Verstorbenen1 in der heraldisch üblichen Reihenfolge bezeichnen sie die Familien
des Vaters, Johann Ludwig von Nassau-Saarbrücken-Ottweiler11 (oben links), der
Mutter, Dorothea Katharina von Pfalz-Birkenfeld12 (oben rechts), der Großmutter
9 Hier zitiert nach Hanno Müller, Familienbuch Butzbach, Bd. 2. Familien 1626 bis
1692, Butzbach 2004, S. 163.
10 Zu seiner Abstammung siehe Detlev Schwennicke, Europäische Stammtafeln. Neue
Folge, Bd. 1.1: Die fränkischen Könige und die Könige und Kaiser, Stammesherzoge,
Kurfürsten, Markgrafen und Herzoge des Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation, Frankfurt am Main 1998, Tafel 65.
" Zu Johann Ludwig (f 1690) siehe Friederich Köllner, Geschichte des vormaligen
Nassau-Sarbrück’schen Landes und seiner Regenten, Teil 1, Saarbrücken 1841, S. 337-
341. Blasonierung des Wappens bei Otto Titan von Hefner, J. Siebmacher’s großes und
allgemeines Wappenbuch, in Verbindung mit Mehreren neu herausgegeben und mit
historischen, genealogischen und heraldischen Notizen begleitet. Ersten Bandes erste Ab¬
theilung: Die Wappen der Souveraine der deutschen Bundesstaaten, Nürnberg 1856, S.
42 (mit Tafel 90).
12 Zur Blasonierung siehe ebd., S. 16f. (mit Tafel 20).
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