Full text: Historische Blicke auf das Land an der Saar

Handeln gegen Untergebene. Sie habe immer nur Pflichten gefordert, die sie sich 
selbst auch auferlegt habe. Bärbel gibt sich im Kerker den Tod durch Gift, und ein 
Fährmann bringt sie in die andere Welt, wo Jakob von Lichtenberg sie schon erwartet. 
In der Umgebung von Ottenheim, Lichtenberg und Hagenau erfreut sich der 
Stoff heute immer größerer Beliebtheit. Zahlreiche Laienaufführungen bedienen 
ein an der Lokalgeschichte interessiertes Publikum80. 
Schluss 
Lise von Steinbach und Bärbel von Ottenheim verursachten jede in ihrem Jahrhun¬ 
dert das, was wir heute als Skandal bezeichnen würden. Sie erregten mit ihrem Ver¬ 
halten öffentliches Ärgernis und brachten die Herren von Lichtenberg ins Gerede. 
Nur im Fall der Lise von Steinbach würden wir auch vielleicht von einem Ehe¬ 
skandal sprechen. Sie wurde verantwortlich gemacht für die häuslichen Auseinan¬ 
dersetzungen zwischen Hannemann, seiner Gattin und beider ehelichem Sohn. Die 
Ereignisse zogen so große Kreise, dass sich der Lehnsherr in die Auseinanderset¬ 
zungen einschaltete. Als Ergebnis der Querelen um Lise von Steinbach verschob 
sich die Macht innerhalb der Lichtenberger Familie zugunsten einer anderen Linie. 
Bärbel von Ottenheim trat erst in Erscheinung, als Jakob von Lichtenberg schon 
verwitwet war. Auch wenn sie deshalb nicht in eine eheliche Gemeinschaft ein¬ 
brach, entspann sich um ihre Person ein Familienzwist, der sich über Jahre hinzog. 
Es stellt sich die Frage, ob Bärbel den Bruderzwist verursachte oder nur vertiefte. 
Ludwig fürchtete auf jeden Fall die Schmälerung des Besitzes zu ungunsten seiner 
Erben, sei es nun aufgrund von Bärbels harschem Regiment oder der grundsätz¬ 
lichen Unfähigkeit zum Regieren, die Ludwig seinem Bruder Jakob gerne unter¬ 
stellte. Wenn man die Erbstreitigkeiten der Lichtenberger Brüder berücksichtigt, 
war Bärbel von Ottenheim bestimmt nicht Ursache, sondern allenfalls Auslöser des 
Konflikts. Auf jeden Fall war der Anstoß des angeblich durch Bärbel verursachten 
„Buchsweiler Weiberkrieges“ so gewaltig, dass die Stadt Straßburg für ihren 
Bürger Ludwig von Lichtenberg Partei im Konflikt ergriff. Möglicherweise spielte 
dabei auch eine Rolle, dass Jakob von Lichtenberg das Amt des Obervogtes inne¬ 
hatte, und der Stadtrat ihn gerne in einer geschwächten Position gesehen hätte. 
Nach dem Ende der Auseinandersetzungen 1466 war die Stellung des Familien¬ 
oberhauptes jedenfalls stark erschüttert, Jakob sogar zeitweise entmachtet. Erst mit 
dem Tod einer Partei konnte der Streit beigelegt und der status quo ante wiederher¬ 
gestellt werden. 
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Informationen über Office de Tourisme du Pays de la Petite Pierre, F-67340 Lichtenberg. 
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