In seinen Collectanea schrieb er: Er [Jakob] war ein gelertter herr in astronomia,
auch in negromantia, er kundte vil seltsamer bossen machen, auch hin und wider
faren in lüfften
Jakob war am 5. Mai 1416 als ältester Sohn Ludwigs IV. von Lichtenberg und
der Anna von Baden zur Welt gekommen. 1426 heiratete er Walburga von Mörs-
Saarwerden, deren Vater Friedrich drei Jahre später auch die Vormundschaft für
Jakob und dessen jüngeren Bruder Ludwig übernahm, nachdem beider Vater Lud¬
wig IV. die Herrschaft aus gesundheitlichen Gründen niedergelegt hatte. Jakob, der
nach seiner Mündigkeit seit dem Jahr 1436 als Oberhaupt der lichtenbergischen
Dynastie in Erscheinung trat, hatte auch das Amt des Obervogtes der Bischöfe zu
Straßburg inne und wurde von Kaiser Friedrich III. 1458 in den Grafenstand erho¬
ben und zum kaiserlichen Rat ernannt. Obwohl die Brüder oftmals eine konträre
Politik betrieben, stand immer der Erhalt des Familienbesitzes im Vordergrund. In
der sogenannten Leininger Fehde handelten Ludwig und Jakob gemeinsam im
Interesse der Familie. Fritz Eyer versucht in seinen Studien darzulegen, dass Jakob
vor allem in seinen späten Jahren mehr an Alchimie und Astrologie interessiert
gewesen sei als an Politik. Er betont immer wieder die eher intellektuelle Veran¬
lagung des ältesten Lichtenbergers, und dass der eigentliche Realpolitiker Jakobs
Bruder Ludwig V. gewesen sei '3. Die vehementen Versuche Jakobs, seinem Bru¬
der Einhalt gebieten zu wollen, der immer wieder versuchte, die Machtverhältnisse
innerhalb der Familie zu seinen Gunsten zu verschieben, mögen Anzeichen dafür
sein, dass Jakob sich durchaus nicht auf den Altenteil abschieben lassen und mit
wissenschaftlichen Studien zufrieden geben wollte.
Dass Bärbel dem Grafen nach dem Tod der Ehefrau (t 1450) sowohl emotional
nahestand als auch die Probleme der Haus- und Güterverwaltung von ihm fernhielt,
mag dem in die Jahre kommenden trotzdem recht gewesen sein; vielleicht beson¬
ders seit 1463. In einem Brief aus diesem Jahr erwähnt Jakob seine schwindende
Sehkraft. Falls Jakob hier eine reale körperliche Behinderung beschreibt und die
Blindheit nicht nur als metaphorisches Druckmittel dem Adressat Ludwig gegen¬
über gebraucht, wird ihm Bärbels verwalterische Tätigkeit eine Entlastung gewe¬
sen sein34. Mit Sicherheit aus Verbundenheit, wahrscheinlich aber auch als Aner¬
kennung für Bärbels treue Dienste schenkte Jakob seiner Gefährtin am 29. Septem¬
ber des Jahres 1460 eine so große Menge an Hausrat, Lebensmitteln und Luxusgü¬
tern, dass sie damit bequem ein mit allen Annehmlichkeiten ausgestattetes Haus
einrichten konnte. Die von zwei Hagenauer Schöffen mitbesiegelte Urkunde nennt
unter anderem an die 170 Küchenutensilien aus Metall, 700 Ellen neuen Tuchs, 10
Betten, 8 neue Truhen sowie 100 Viertel Korn, 12 Kühe und 6 Bienenstöcke35.
Jakob folgte mit dieser Übertragung der üblichen Praxis, dass mit Ausfertigung der
Urkunde die genannten Güter nicht sofort den Besitzer wechselten, sondern dass
der Begünstigte selbst sich um die Beschaffung der Gegenstände kümmern musste.
’2 Specklini Collectanea in usum Chronici Argentinensis. Les collectanées de Daniel
Specklin, Chronique strasbourgeoise du seizième siècle, hg. von Rodolphe Reuss,
Straßburg 1890, § 2148, S. 465.
Eyer, Territorium (wie Anm. 2), S. 33-35.
4 Battenberg/Metz, Lichtenberger Urkunden (wie Anm. 7), Nr. 3910.
35 Lempfrid, Bärbel (wie Anm. 3), S. 47f. und 77f. und Battenberg/Metz, Lichtenberger
Urkunden (wie Anm. 7), Nr. 3775.
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