Aber auch im übrigen französischsprachigen Raum sieht es nicht viel besser
aus. Cathérine Goldmann s hat einige Rechnungen einer kleinen Herrschaft in der
Normandie analysiert und wenige Seiten dieser Stücke aus dem Departements¬
archiv Calvados publiziert. Die Belgierin Andrée van Nieuwenhuyserf4 hat ausge¬
wählte wichtige Dokumente Philipps des Kühnen, Herzogs von Burgund, vorge¬
legt. Georges DUBY* 60 hat sich im Rahmen seiner umfassenden Studien zur mittelal¬
terlichen Wirtschaftsgeschichte ebenfalls mit Rechnungen befasst, ohne aber in die
Details des territorialen Rechnungswesens einzusteigen.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Überlieferungslage zum spät¬
mittelalterlichen Rechnungswesen der an unseren Untersuchungsraum westlich an¬
grenzenden Territorien in den Archiven in Metz, Nancy und Saarbrücken nicht
schlecht, für das Herzogtum Lothringen sogar vergleichsweise gut ist, der Editions¬
und Forschungsstand hingegen nur als dürftig bezeichnet werden kann61.
Herzogtum Luxemburg
Das Nationalarchiv in Luxemburg verwahrt in seinem Bestand A VI (Administra¬
tions subalternes et locales) zwar Rechnungen der unteren Verwaltungsebene des
Herzogtums, aber ausschließlich aus neuerer Zeit62. Lediglich von kleineren Terri¬
torien im Luxemburger Raum haben sich einige spätmittelalterliche Stücke erhal¬
ten, so zum Beispiel
• zwei Rechnungen der Kellerei in der Grafschaft Vianden aus den Jahren 1446
und 146463,
• vier Rechnungen der Herrschaft Zolwer und Differdingen aus den Jahren 1477,
1483, 1499/1500 und 1502/1503 sowie
• 22 Rechnungen der „Herrlichkeit Berns“ aus den Jahren 1551-1577, womit die
Herrschaft Berus (Landkreis Saarlouis) gemeint ist64.
Cathérine Goldmann, La seigneurie de Fontenay-le-Marmion (Calvados): Analyse d'une
comptabilité seigneuriale (1377-1380), in: Seigneurs et seigneuries au Moyen Age. Actes
du 117eme Congrès national des sociétés savantes, Clermont-Ferrand 1992, Comité des
travaux historiques et scientifiques (CTHS), Paris 1993, S. 275-287.
Andrée van Nieuwenhuysen, Documents relatifs à la gestion des finances de Philippe le
Hardi, duc de Bourgogne et comte de Flandre (1384-1404), dans: Bulletin de la Commis¬
sion royale d'histoire, Académie royale de Belgique, Bruxelles 1980, S. 69-312.
60 Georges Duby, Guerriers et Paysans, VIF-XIf siècle, premier essor de l'économie euro¬
péenne, Paris 1973; Ders, La seigneurie et l'économie paysanne dans les Alpes du Sud
en 1338, in: Études rurales (Paris 1961), S. 5-36, Nachdruck in: Ders., Hommes et struc¬
tures du Moyen-Âge 2, Paris 1988, S. 20-40.
61 Das spätmittelalterliche Rechnungswesen ist aber auch in Frankreich als Forschungs¬
desiderat längst erkannt; zu einem neuen Projekt an der Universität in Lille vgl.
http://irhis.recherche.univ-lille3.fr/00-Comptabilites/Lille2008.html.
62 Spang, État Général des Fonds conservés aux Archives Nationales du Grand-Duché de
Luxembourg et aux Archives de la Section Historique de l’Institut Grand-Ducal, Publica¬
tions de la Section Historique de l’Institut Grand-Ducal de Luxembourg 112, Luxem¬
bourg 1995, S. 257f.
63 Archives Nationales de Luxembourg, 1 A Bestand LV (Comté de Vianden), 550010; vgl.
Spang, État Général des Fonds (wie Anm. 62), S. 389.
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