Full text: Zwischen Herrschaft und Kunst

Quattro destrier, vie piü che neve bianchi, 
sovr’un carro di foco un garzon crudo 
con arco in man e ccm saette a’fianchi; 
!•••] 
ma sugli omeri avea so! due grand’ali 
di color mille, tuto l’altro ignudo33 
Der Entwurf Mantegnas ergänzt allerdings Amors Attribute durch eine zum Wurf in 
die Menge bereite Fackel in dessen erhobener rechter Hand, die neben dem Flammen¬ 
kranz, der Amor umgibt, für das Feuer steht, das Amor in seinen Gefolgsleuten entzün¬ 
det; das Material Elfenbein erzwingt dagegen den Verzicht auf die geschilderte Vielfarbig¬ 
keit der Flügel. 
In dieser Passage kommt dem „vie“ (vgl. supra, TC I, 22) - „ich sah“ - verstärkt durch 
das vorangehende „mirai, alzando gli occhi“ - „den Blick erhebend schaute ich“'4 - be¬ 
sondere Bedeutung zu, denn es charakterisiert den ersten Blick des dichterischen Ich im 
Text überhaupt als aufwärts in Richtung Amor gerichtet. Diesen Augenblick wählt Man- 
tegna für seine Darstellung des Dichters: Petrarca blickt — in der für die traditionelle Pe¬ 
trarca-Ikonografie neben dem Lorbeerkranz so charakteristischen und aus den Paduaner 
Portraits, genauer dem gespiegelten ursprünglichen Portrait aus der Sala dei Giganti be¬ 
kannten Kapuze (Abb. 22) — direkt zu Amor auf. Damit steigt in Mantegnas Auffassung 
der Dichter selbst, den er offensichtlich mit dem dichterischen Ich identifiziert, zur 
zweitwichtigsten Person in diesem Triumphzug hinter Amor auf. 
Abb. 22: Portrait Petrarcas. Fragment aus der Sala dei Giganti des Palazzo dei signori Carraresi im Palazzo 
vescovile (Bildquelle: Floriani 1993, S. 89, Abb. 50) 
33 Petrarca 1996, S. 54-57: TC I, 22-24 und 26-27: 
Vier Rosse sah ich, weißer als Schnee, 
auf einem Feuerwagen einen wilden Knaben, 
den Bogen in der Hand und mit Pfeilen an der Hüfte; 
1-1 
und an den Schultern trug er nur zwei große Flügel 
in tausend Farben, sonst war er ganz nackt. 
34 Petrarca 1996, S. 54: TC I, 20. 
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