Einmal davon abgesehen, dass allegorische Triumphzüge, und zwar sowohl deren
künstlerische Darstellung als auch deren Inszenierung als Kostüm- oder Theaterfest, als
Evokationen antiker, vorwiegend militärischer Triumphzüge seit dem Trecento und über
die ganze Renaissance hinweg sehr en vogue waren," und dass zu Mantegnas profanen
Hauptwerken ein Trionfo di Cesare gehört,1“ gibt es auch konkrete Hinweise auf dessen be¬
sonderes Interesse an den Entwürfen zu Petrarcas Trionfi. 1501 entwirft er den Wand¬
schmuck für ein provisorisches Theater im antiken Stil* in Mantua, wobei er sechs Bilder
aus dem Trionfo di Cesare und eben die sechs Triumphzüge Petrarcas verwendet. Sigismon¬
do Cantelmo beschreibt diesen Teil der Malereien in einem Brief an Ercole d’Este so:
„Dalle descrizione d’uno spettacolo teatrale [...] risulta che il palcoscènico era decorato
con il Trionfo di Cesare [...]; il proscenio, con una serie di Trionfi dipinti pure dal Mantegna
attingendo al Petrarca“.'1
Und außerdem entsteht in Paola Gonzagas Hochzeitsjahr 1478 in Mantegnas unmittel¬
barem Umfeld, wenn nicht sogar auf der Basis eines Entwurfes von seiner Hand,11 14 15 ein
ganz eigenständiges ikonografisches Programm für den auf den „6 febbraio 1478“ datier¬
ten venezianischen Träw/z-Druck (Abb. 8-12).1:1
Die Darstellungen der Trionfi darin weichen, wie die vier folgenden Beispiele zeigen,
vom üblichen Bildprogramm, dem die Brauttruhen angehören, wesentlich ab, wenn auch
nicht in der — eher seltenen — Zugrichtung von rechts nach links, so doch in zahlreichen
Details, wie zum Beispiel im einheitlichen Einsatz von Pferden als Zugtiere der Triumph¬
wagen, wie im Triumph der Eiebe und der Keuschheit (Abb. 8-9).
11 Zur Rolle der Triumphzüge in der Festkultur der Renaissance im Allgemeinen und der Trionfi Petrarcas
im Besonderen vgl. besonders Ortner 1998; sowie z.B. Eisenbichler/Iannucci 1987, Pinelli 1985,
Carandente 1963, Schubring 1923 und Weisbach 1919; zur Entwicklung des ikonografischen Programms
der Trionfi siehe ferner z.B. Stierle 2003, S. 661-709; Samek Ludovici 1978 und Malke 1977 und 1972.
12 1967, S. 110-112, Kat. Nr. 63A-631.
13 Bellonci/Garavaglia 1967, S. 116-117, Kat. Nr. 90: „Aus der Beschreibung einer Theateraufführung [...]
geht hervor, dass die Bühne mit dem Triumph Cäsars dekoriert war [...], die Vorbühne aber mit einer
Reihe von ebenfalls von Mantegna gemalten und von Petrarca inspirierten Triumphen“. Es wird immer
wieder die These geäußert, diese verlorenen Triumphe bildeten die Quelle für das ikonografische Pro¬
gramm des venezianischen Drucks von 1478 (vgl. Samek-Ludovici 1978, S. 162 und Abb. 8-12).
14 Zu den ausgedehnten Aktivitäten Mantegnas als Illuminator sowie seiner Werkstatt, vgl. besonders Meiss
1957, der jedoch diese Trionfi-Ausgabe nicht erwähnt (wohl aber einen früheren Druck aus Padua von
1472, S. 62f. und Abb. 73: Mailand, Biblioteca Trivulziana, Petrarca 2).
15 Es handelt sich um die Ausgabe: „Francesco Petrarca, I Trionfi e Sonetti e Can^oni. Venezia, Theodor de
Reynsburch e Reynald de Novimagio, 6 febbraio 1478“ (Samek Ludovici 1978, Bd. 1, S. 160). Vgl, Samek
Ludovici 1978, Bd. 1, S. 160-162 und Bd. 2, Abb. 67-71; die Reihe der Abbildungen ist auch dort unvoll¬
ständig: Es sind nur diese fünf trionfi abgebildet, der Trionfio della Morte (c. 71 bis) fehlt.
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