germ. 76) der Werkstatt zuschreiben’1 —, in einem relativ kurzen Zeitraum, zwischen 1470
und 1479, entstanden/1" deren Illustrationen — mit Ausnahme weniger in zweien davon'1 —
der gleichen Hand zuzuweisen sind. Im Layout, im Schriftcharakter, in der Initialorna¬
mentik stimmen die Codices deutlich überein, obgleich nur drei — eine dreibändige Bibel —
das gleiche Papier aufweisen und vom gleichen Schreiber geschrieben sind, die Zuord¬
nung zu einer wohl organisierten Werkstatt also nicht zu beweisen ist. Vielleicht hat es
sich um einen nur losen, je neu aktualisierten Zusammenschluss von fünf Schreibern und
einem Haupdllustrator gehandelt, der für die Arbeit an zwei Manuskripten zwei weitere
Gehilfen engagierte. In der Schlussschrift der Ag£vz<9/-Handschrift Cod. Pal. germ. 67 nennt
sich auf 102' der Schreiber — Hie haut ryß Sigenot ein endl Got vns allen kumer tuend. * Lud *
Hennfflin —, weshalb die Handschriftengruppe seit Hans Wegeners Heidelberger Bilder-
handschriften-Katalog 4 von 1927 unter dem Notnamen ^Hennfflin-Werkstatf kursiert,
obgleich dieser an den übrigen Codices nicht mitwirkte.
Sieben der acht Manuskripte enthalten an mehreren Stellen das Wappen der Margarethe
von Savoyen, ” die 1453 Ulrich V. von Württemberg geheiratet hatte. Der Umstand, dass
diese Wappen nicht etwa im Innendeckel, auf dem Titelblatt oder sonst wo auf freien Stel¬
len der Handschriftenseiten eingetragen, sondern meist in Initialen integriert oder auf
Lanzen- und Zeltwimpel aufgemalt sind (Abb. 15), ist ein Beleg dafür, dass sie die Hand¬
schriften nicht etwa nur käuflich erworben hat, sondern gezielt anfertigen ließ, die litera¬
rischen Interessen, die sich darin spiegeln, also kaum zufällig sind. Es befindet sich kein
und Friedrich von Schwaben), Cod. Pal. germ. 353 (Die Heidin).
61 Die Schreiberhand ist sehr ähnlich der des Schreibers II (Friedrich von Schwaben) von Cod. Pal. germ 345,
wenn nicht die gleiche, was Karin Zimmermann (in: Zimmermann, Karin / Glauch, Sonja / Miller,
Matthias / Schlechter, Armin: Die Codices Palatini germanici in der Universitätsbibliothek Heidelberg ¡Cod. Pal.
germ. 1-181 . [Kataloge der Universitätsbibliothek Heidelberg 69], Wiesbaden 2003, S. 202f.) vermuten
lässt: „Aufgrund der Schreiberidentität, übereinstimmender Wasserzeichen und ähnlicher Einträge [...]
sehr wahrscheinlich im Umfelds der Werkstatt Ludwig Henfflins entstanden“. Die Handschrift enthält
zwar lr das Wappen von Savoyen, lv die von Württemberg und Savoyen in zwei Schilden, die Illustrato¬
renhand ist aber kaum mit der Haupthand A der Henfflin-Werkstatt identisch. Christian Kiening (Schwie¬
rige Modernität. Der yAckermann( des Johannes von Tepl und die Ambiguität historischen Wandels (MTU 113), Tü¬
bingen 1998) vermutet, ihre „eigenwilligen Illustrationen“ verwiesen vielmehr „auf ein eher isoliertes
Buchunternehmen, gedacht vielleicht nach dem Tode Margarethes (1479) als Trost für den verwitweten
Gemahl, Ulrich von Württemberg, der selbst im Folgejahr starb“.
62 Nur eine Handschrift (Cod. Pal. germ. 17, der zweite Band der Bibel) ist datiert: ln der Illustration auf 14r
ist am Boden die Jahreszahl 1477 zu lesen.
r’3 Die Zeichnung auf 23r im ersten Band der Bibel, Cod. Pal. germ. 16, stammt laut Hans Wegener (Be¬
schreibendes Verzeichnis der deutschen Bilder-Handscbriften des späten Mittelalters der Heidelberger Universitäts-
Bibliothek., Leipzig 1927, S. 75) von der der Haupthand A sehr ähnlichen, aber höchst elaborierten Hand
B, die 14 im Gegensatz zu den übrigen Illustrationen der Werkstatt ungerahmten und oft weit auf die
Blattränder ausgreifenden Zeichnungen aut lv, 2r, 2V, 3V, 5V, 6V, 7r, 8r, 8V + 9r, 9V, 10r, 10' und IT in der
Heidin, Cod. Pal. germ. 353, von der weit anspruchsloseren Hand C.
64 Wegener: Verzeichnis (wie Anm. 63) S. 71-85. Zu den Handschriften der Werkstatt s. auch Werner, Wil¬
fried: Cimelia Heidelbergensia. 30 illuminierte Handschriften der Universitätsbibliothek Heidelberg, Wiesbaden 1975,
S. 96-99, sowie Mittler, Elmar / Werner, Wilfried: Mit derZeit. Die Kurfürsten von der Pfalzund die Heidelber¬
ger Handschriften der Bibliotheca Palatina, Wiesbaden 1986, S. 116-121.
63 Einige auch das Württemberger Wappen, so etwa Bl. 372r in dritten Band der Bibel, Cod. Pal. germ. 18.
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