Full text: Zwischen Herrschaft und Kunst

nicht. Ein gewisser politischer Resonanzboden4 für die Bewertung der literarischen Akti¬ 
vitäten Eufemias zeichnet sich also, trotz der reladven Stille im Quellenwald, durchaus ab. 
In den Jahren nach 1301, nach der Geburt und Verlobung ihrer Tochter also, gab 
Eufemia den Impuls für ihr großangelegtes Übersetzungswerk. Die Zielsprache war die 
des (seit 1302) prospektiven Schwiegersohns, die Vorlagen stammten aus Frankreich und 
Deutschland, sekundär auch aus Norwegen, wo (anders als in Schweden) bereits eine län¬ 
gere Tradition höfischer Epik nach französisch-anglonormannischen Vorlagen existierte. 2 
Statt der in Norwegen üblichen Prosa aber gab Eufemia der schwedischen Epik den ihr 
aus der Heimat vertrauten Vers mit auf den Weg — ein instrukdver Fall von Kulturtransfer 
im oben bezeichneten Sinn. Die Trias der Enfemiavisor vereinigt Bearbeitungen des Y vain 
Chrédens (unter Beiziehung der norwegischen Ivens saga und des Imin Hartmanns)," des 
französischen Floires et Blancheflor (unter Beiziehung der norwegischen Flores saga) " sowie 
des deutschen Brautwerbungsepos * Herzog Friedrich von der Normandie, das restlos verloren 
ist, so dass der schwedischen Version auch hoher Wert für die deutsche Literaturgeschich¬ 
te zukommt. " 
2.2. Mäzenatentum und memoria - Mäzenatentum als memoria 
Bis auf eine singuläre dänische Bearbeitung enthalten alle 17 Handschriften, die einzelne 
oder (der Regelfall) alle drei dieser Texte überliefern und deren zeitliche Streuung von ei¬ 
nem Fragment um 1350 bis ins jahr 1509 reicht,1'1 Epiloge mit Zuschreibungspassagen, 
die die Inidadve Eufemias stark akzentuieren. Die Stellen lauten: 
- Herra Ivan: „Königin Eufemia, das sollt ihr mir glauben, ließ dieses Buch aus dem Fran¬ 
zösischen in unsere Sprache übersetzen. Gott gewähre der edlen Fürstin, die mit sei- 
32 \X arum nicht, generell norwegische Vorlagen gewählt und übersetzt wurden, lässt sich nur vermuten, dies 
aber recht plausibel: 1. Für die offensichtlich gewünschten höfischen, auch künstlerisch-ästhetisch an¬ 
spruchsvollen Dichtungen konnten die prosaischen, gegenüber den Vorlagen entrhetorisierten und auf 
die summa facti reduzierten Saga-Versionen kein Maßstab sein; 2. die Vers-zu-Vers-Übertragung machte 
die Doppelaufgabe aus Übersetzung ////¿/Umarbeitung verzichtbar; 3. der höfische Reimvers und die bei¬ 
den deutschen Vorlagen (neben den französischen) sind eben jene kulturelle Mitgift Eufemias, von der 
oben die Rede war; in Schweden, wo - anders als in Norwegen - noch keine Alternativtradition existier¬ 
te, konnte sie beiden eine neue Heimat schaffen. Die Wahl des Schwedischen als Zielsprache an sich ist 
damit funktional sicher noch nicht erschöpfend geklärt; hierfür sei auf die folgenden Abschnitte verwiesen. 
33 Herr Ivan. Kritisk upplaga. Erik Noreen (Hg.) (Samlingar utg. av Svenska Fornskriftsällskapet 50), Uppsala 
1931. 
14 Flores och Blangeflor. Kritisk upplaga. Emil Olson (Hg.) (Samlingar utg. av Svenska Fornskriftsällskapet 46), 
Lund 1921. 
33 Hertig Fredrik av Normandie. Kritisk upplaga pä grundval av Codex Uerelianus. Erik Noreen (Hg.) (Samlingar 
utg. av Svenska Fornskriftsällskapet, 49), Uppsala 1927. Neuedition mit Übersetzung und Kommentardie 
in Würzburg als Dissertation entstand: Bambeck, Florian: Herzog Friedrich von der Normandie. Der altschwedi¬ 
sche Kitterroman ,Hertig Fredrik av Normandie'. Text, Übersetzung, Untersuchungen (Imagines medii aevi 24), 
Wiesbaden 2010. Herrn Bambeck danke ich für stets fruchtbaren Austausch über diesen Text und sein 
Umfeld. 
36 Vgl. Holm: „Eufemiavisorna“ (wie Anm. 20), S. 173, und die detaillierten Handschriftenbeschreibungen 
bei Layher: Queen Eufemia’s Legaty (wie Anm. 24), S. 277-302 (Anhang). 
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