zur Hochzeit nach Norwegen zu geleiten. (> Und auch in Wizlaws Osloer Testament von
1302 (er starb hier während eines Besuchs bei Tochter und Schwiegersohn) ist ausdrück¬
lich von der „domina regina norwegiae filia mea predelicta“ die Rede." Da jede begriffli¬
che Differenzierung gegenüber den beiden gesichert leiblichen Töchtern Wizlaws vermie¬
den ist, muss Eufemia der gleiche Status zukommen wie diesen.
Die weiteren Lebensstationen sind rasch resümiert: Im Frühjahr 1299 heiratete Eufemia
Häkon Magnusson, zu dieser Zeit noch Herzog, der aber als Hâkon V. (1299-1319) schon
im August seinem Bruder auf den norwegischen Königsthron folgte und eine äußerst
energische und machtbewußte Herrschaft begann.26 28 31 1301 kam die einzige Tochter Inge-
borg zur Welt, 1302 wurde sie aus politischem Kalkül dem schwedischen Herzog Erik
Magnusson (Bruder König Birgers von Schweden) verlobt — erst ein Jahrzehnt später soll¬
ten die beiden heiraten. Am 1. Mai 1312, kurz vor diesem Ereignis, starb Eufemia.
Welchen persönlichen Einfluss Eufemia in den 13 Jahren gemeinsamer Ehe auf ihren
Gemahl hatte, welche polidsche und dynasdsche Rolle sie spielte oder spielen durfte, wie
stark sie akdv oder passiv in die ihr familiäres Umfeld betreffenden Konflikte und Kon¬
stellationen involviert war, ist wie bei so vielen mittelalterlichen Fürstengemahlinnen1 ' im
Konkreten schwer zu sagen. Das (für die Zeit Hakons V. immerhin nicht dürftige) Quel¬
lenmaterial schweigt darüber weitgehend. Ein abschriftlich erhaltener Brief Hakons vom
22. Juni 1300 bildet das wohl einzige von Eufemia durch Unterschrift und Siegel mitver¬
antwortete Schriftstück. Man hat zu Recht bilanziert: „Eufemia left almost no trace in the
historical records of the late 13th and early 14th Century[, and] to a certain extent we
know more about the origins of her épies than we do about their patron.“ " Dieser Be¬
fund ist zwar misslich, was die Erhärtung bestimmter Intentionen hinter ihrem Mäzenat
angeht, spricht aber im Umkehrschluss keineswegs für politische Interesse- oder Bedeu¬
tungslosigkeit. Bei allen Defiziten fehlt es auch nicht ganz an Hinweisen auf die auch po¬
litische4 Eufemia,'1 wobei bei deren Gewichtung stets einzukalkulieren ist, dass die informel¬
len Prozesse politisch-dynastischer Meinungs- und Willensbildung, die in jeder nicht auf
Distanz praktizierten Fürstenehe a priori vorausgesetzt werden dürfen, in historiographi-
schen Quellen zwangsläufig wenig Niederschlag finden. Die Bereiche vor und neben den
offiziösen und halboffiziösen Spiel- und Entscheidungsfeldern sind deren Autoren meist
unzugänglich, und wie es zu bestimmten Entscheidungen kam, interessiert sie oft auch
26 Hanserecesse. Die Reeesse und andere Akten der Hansetage von 1256-1430. Carl Koppmann (Hg.), 8 Bde., Leipzig
1870-1897 (ND Hildesheim 1975), Bd. 1, S. 42.
r Zit. nach Layher: Queen Lufemia's Legacy (wie Anm. 24), S. viii (Originalzitat im Genitiv).
28 Hakons durch „eine autoritäre Königsideologie mit starkem Durchsetzungswillen gegenüber Kirche und
Aristokratie“ geprägte Regierung markiert den „Höhepunkt der staatlichen] Entwicklung Norwegens“,
so Bagge, Sverre, in: Lexikon des Mittelalters 4 (1989) Sp. 1868f.
29 Vgl. den Beitrag von Hans-Walter Herrmann in diesem Band, S. 121-155; übergreifend auch Kintzinger:
„Die zwei Frauen des Königs“ (wie Anm. 19).
311 Layher: Queen Eufemia’s Iaegacy (wie Anm. 24), S. ix und vii.
31 Würth: „Eufemia“ (wie Anm. 25), S. 277, weist auf (leider nicht näher nachgewiesene) Fälle hin, in denen
die Königin zum Teil erfolgreich versucht habe, politische Entscheidungen ihres Gemahls zu beeinflus¬
sen; sie nennt dabei konkret einen Friedensschluss mit der der rügischen Dynastie tradidonell eng ver¬
bundenen Krone Dänemarks im Jahr 1300.
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