von Savoyen, seit 1504 Witwe und von ihrem Vater zur Regentin der Niederlande er¬
nannt, war zugleich eine umsichüge Politikerin und Diplomatin wie auch eine Förderin des
an ihrem Hof zu Mecheln sich bis zu ihrem Tode (1530) entfaltenden kulturellen Lebens.
Im zweiten Themenfeld des Bandes stehen weibliche Mäzene und Sammlerinnen aus
adliger und fürsdicher Herkunft im Vordergrund.
Fdne Zeitgenossin Elisabeths von Nassau-Saarbrücken war Elisabeth von Görlitz, Gat¬
tin zuerst Antons von Burgund, dann Johanns, Herzog von Bayern-Straubing, schließlich
als Witwe Herzogin von Brabant und Luxemburg, mit starken Verbindungen zu Metz und
Trier. Eine von ihr in einem außerordentlich qualitätvollen Atelier (vermutlich in Metz) in
Auftrag gegebene, auch sprachüch bisher kaum gewürdigte illustrierte ,Leben Jesu‘-
Handschrift und deren bebilderte Parallelüberlieferung untersucht einleitend der Kunsthi¬
storiker Hans-Walter STORK (Hamburg).
Es wurde schon erwähnt, dass die Tochter der Elisabeth von Nassau-Saarbrücken,
Margarethe von Rodemachern, eine kleine Bibliothek aufgebaut hatte. Der Historiker
Hans-Walter HERRMANN (Saarbrücken), einer der besten Kenner lothringischer Geschich¬
te, skizziert zum ersten Male aus teilweise bisher unbekannten Quellen den Funktions-,
Herrschafts- und Kulturraum dieser gebildeten, zu Klöstern zwischen Trier und Mainz in
Verbindung stehenden Adligen, deren personales Netzwerk nicht zuletzt in der gerichteten
und umfangreichen Ausleihe von Büchern an Adelsfamilien des Umlands fassbar wird.
Die Germanistin Undine BRÜCKNER (Oxford) behandelt vergleichend Aspekte einer
neuen weiblichen Laienfrömmigkeit, wie sie bei der adligen Büchersammlerin Margarethe
in ihrem Gebetbuch und in anderen Andachtsbüchern bei der Konstanzer Patrizierin
Dorothea vom Hof Ausdruck findet. Deutlich wird hier auch, wie sich durch ein be¬
stimmtes personales Netzwerk, in das z.B. ein Domherr eingebunden wird, auch die An¬
fertigung von Büchern und ihre künstlerische Ausgestaltung bewerkstelligen lassen, mithin
sich die Interferenz von textueller Produktion und sozialer Kommunikation manifestiert.
ln eine neue Zeit (16. Jh.), in der sich die zentrale Rolle adliger Frauen in literarischer
und sozialer Kommunikation im ,Salon4 zu entfalten beginnt, führt die Arbeit der Roma¬
nistin Margarete ZIMMERMANN (Berlin) über Mäzenatentum und Salonkultur im Frank¬
reich der Religionskriege und speziell über die Mäzenatenrolle der Claude-Catherine de
Clermont-Dampierre, duchesse de Retz, die mit ihrem Mann Albert de Gondi, duc de
Retz, den bedeutendsten französischen Salon des 16. Jahrhunderts führte.
Das dritte Themenfeld des Bandes widmet sich den „fürstlichen Autorinnen“, wobei
gleich zu Beginn ein Sonderfall aus Skandinavien behandelt wird, in dem eine Fürstin
nicht eigentlich als Autorin in Erscheinung tritt, sondern als Auftraggeberin von mit ih¬
rem Namen versehenen und mit ihr biographisch-lebensweltlich verknüpften Werken:
Am Anfang versepischer Dichtung in schwedischer Sprache steht die durch eine Königin
aus niederdeutschem, rügischem Hause veranlasste Bearbeitung dreier höfischer Romane,
der ,Eufemiavisur‘. Der Germanist und Skandinavist Mathias HERWEG (Karlsruhe) zeigt,
wie diese schwedischen Übersetzungen, die thematisch in einem Herrschafts- und Braut¬
werbungsroman gipfeln, unter dem Patronat der norwegischen Königin Eufemia (1299-
1312) als Instrument von nach Schweden reichenden dynastischen Ambitionen, nämlich der
Heirat ihrer Tochter Ingeborg mit dem schwedischen Herzog Erik Folkunga dienen.
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