von ihrer Mutter übersetzten Ritterroman Loher und Maller mindestens zwei Abschriften
anfertigen ließ, die aber beide nicht erhalten blieben. ” Aufschlussreiche Quelle für ihren
Bücherbesitz ist eine kleine Liste, die sie auf einem freien Blatt am Ende ihres heute in
Gotha verwahrten Gebetbuches eingetragen hat.14 Sie gibt nicht nur Hinweise auf ihren
Bücherbesitz, sondern wirft auch Licht auf literarisch interessierte Frauen und Männer in
ihrem Umfeld.
Ihr derzeit rekonstruierbarer Buchbestand (vgl. Anhang) ist auf dreierlei Weise zustande
gekommen: durch Auftragsarbeiten, durch Erbe aus dem Nachlass von Mutter und Bru¬
der und durch Kauf oder Tausch.
Schenk von Schweinsberg hat bereits dargelegt, dass einige Bücher aus dem Besitz Eli¬
sabeths an ihre Tochter Margarethe übergegangen sind, Elisabeth kann sie noch zu Leb¬
zeiten der Tochter geschenkt haben oder sie sind ihr nach dem Tod der Mutter (17. Janu¬
ar 1456) bei einer Aufteilung von deren Fahrhabe zugefallen.
Thematisch bietet sich eine breite Palette von Gebet- und Andachtsbüchern über er¬
bauliche Schriften, Heiligenviten, Kräuterbuch, Themen der adligen Welt wie Spiegelbuch
und ein Buch ,von den gesiechte".I<b Hinsichtlich der von ihrer Mutter übersetzten Ritter¬
romane wissen wir nur, dass Margarethe zwei Abschriften von Loher und Maller in Auftrag
gegeben hatte.1"0 Der Besitz von Abschriften der drei anderen Romane Herpin, Sybille und
Hug Scheppelist wahrscheinlich, aber bisher nicht nachgewiesen.
Bekannt in der Geschichte der spätmittelalterlichen Buchmalerei wurde Margarethe
durch ein von ihr in Auftrag gegebenes Gebetbuch,1" bestehend aus 297 Pergamentblät-
tern, 39 Tafeln aus dem Leben Jesu, 39 Bilder weiblicher und männlicher Heiliger und ei¬
nem Büd von ihr selbst als Frondspiz. Einem Teil der Bilder sind Wappen beigefügt. Alle
Blätter im Format 140 x 185 mm sind in eine Holzkassette eingebettet. Vornehmlich diese
Art der Komposition von Text und Bild veranlasste Schenk von Schweinsberg zu dem
Urteil: „Durch den Bilderteil reiht sich Margarethe unter die großen Bücherfreundinnen
des XV. Jahrhunderts ein. Ich kann kein zweites Buch nennen, das eine vorgebundene
Bilderkassette hätte, [...] sie muss auf einen besonderen Wunsch der Bestellerin zurückge¬
hen“.108
Die Entstehung des Bandes wird von Schenk von Schweinsberg und ihm folgend von
Kratzsch zwischen 1458 dem „Todesjahr Gerharts I.“ und dem jahre 1479, in dem
„Gerhart II. mit der Reichsacht belegt wurde“ datiert." Dieser Ansatz, der von einem fal-
103 Stork, Hans-Walter: „Die handschriftliche Überlieferung der Werke Elisabeths von Nassau-Saarbrücken
und die malerische Ausstattung der Handschriften“, in: Haubrichs/Herrmann/Sauder (Hg.): Zwischen
Deutschland und Frankreich (wie Anm. 1), S. 592ff.
104 Sie wurde von Schenk von Schwemsberg („Margarete von Rodemachern“ [wie Anm. 15], S. 128) erst¬
mals veröffentlicht, vgl. auch Haubrichs, Wolfgang: „Die ,Pilgerfahrt des Träumenden Mönchs4. Eine
poetische Übersetzung Elisabeths aus dem Eranzösischen?“, in: Haubrichs/Herrmann/Sauder (Hg.):
Zwischen Deutschland und Frankreich (wie Anm. 1), S. 533-537.
105 Vermudich ein genealogisch-heraldisches Werk.
106 Vgl. S. 72, MargRod I 1 und I 2.
Zentralbibliothek der deutschen Klassik, Weimar, Pergamenthandschrift Q 59.
108 Schenk von Schweinsberg: „Magarete von Rodemachern“ (wie Anm. 15), S. 135.
109 Ebd.,S. 144.
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