Full text: Interferenz-Onomastik

Portugiesischen Odi-), nach dem Muster Guadiana (im älteren Portugie¬ 
sischen Odiana2 *), einer Mischbildung mit arab. wadi- ,Fluss‘ und dem vorrö¬ 
mischen Namen Ana(s) dieses wichtigen Grenzflusses. Auf diese arabische 
Gewohnheit, den Namen eines Flusses mit ,Fluss1 einzuführen (im Deutschen 
wäre das etwa .der Fluss Donau‘ statt ,die Donau1) geht vielleicht die noch im 
heutigen Portugiesischen übliche Formel rio ,Fluss‘ + Eigenname zurück, 
man nennt niemals nur den Namen, sondern führt ihn stets mit (o) rio ein, also 
immer o rio Tejo oder auch, tautologisch, o rio Guadiana. Dieses Wechsel¬ 
spiel wird z.B. deutlich im südportugiesischen Ort Odemira, der am rio Mira 
liegt. Phonetische oder auch morphologische Arabisierung vorislamischer 
Ortsnamen findet sich in großer Zahl, diese Interferenz bedeutet jedoch keinen 
Namenwechsel. Sevilla ist nichts anderes als die in der Aussprache arabisierte 
Form des antiken Híspale-, kein neuer Name (Beispiel Nr. 96).' Nach diesem 
Muster sind portugiesisch Beja, d.h. lateinisch Pace (= Pax Iulia), der Fluss¬ 
name Tajo/Tejo (= Tagus) oder Zaragoza (Caesaraugusta) zu interpretieren. 
In diesen Zusammenhang gehören auch die sehr zahlreichen -ena-Namen, 
hauptsächlich des Südens, die lateinische Besitzerortsnamen auf -äna fort¬ 
setzen. Bei den zahlreichen südlichen Ortsnamen des Typs Alfundäo, d.h. die 
Kombination eines lateinisch-romanischen Gattungswortes (in diesem Fall 
portugiesisch fundäo, mit verschiedenen Konnotationen, darunter ,tiefge¬ 
legen1) mit dem arabischen Artikel al, darf man gewiss von hybriden Namen¬ 
bildungen sprechen. Umgekehrt werden gelegentlich arabische Ortsbezeich¬ 
nungen ins Romanische übersetzt, nach dem Muster Wadi-al-asal —► Rio de la 
Miel usw.4 Schließlich ist zu unterscheiden zwischen arabischen Gründungen 
und romanischen Ortsbezeichnungen mit einem Lehnwort aus dem Arabi¬ 
schen, Typ Almunia/Almuina. 
Kennzeichnend für das hispanische Mittelalter ist die Reconquista. Sie be¬ 
deutete die Rückeroberung ehemals romanischen, von Mauren eroberten Ge¬ 
bietes. Die Ortsnamengebung ist hier ein sehr wichtiger Zeuge für sozial¬ 
historische, kulturelle und sprachliche Änderungen und Neuerungen. Neben 
der Übernahme arabischer oder arabisierter Ortsnamen gibt es im Zusammen¬ 
Vgl. auch die mittelalterliche volksetymologische Umdeutung in Aguadiana = água 
+ Diana (DOELP 2, 748). 
Gelegentlich kann der neue Name wieder durch den alten ersetzt werden, nach dem 
Muster Xátiva: dieses wurde 1707 durch einen Brand zerstört und später als colonia 
San Felipe wieder aufgebaut und erhielt 1811 anlässlich der Cortes von Cádiz 
seinen alten Namen zurück. 
Beispiel aus V. García de Diego: Toponimia de la zona de Jerez de la Frontera, 
Jerez de la Frontera 1972, S. 61. Sprachlich-lexikalisch interessant sind inner¬ 
sprachliche Variationen des Typs „usque ad Saxum Corui quod aliter Penna Corui 
dicitur“ a. 1174 TumboSobrado 2, 292. Zur Auflösung der Sigel hier und in den fol¬ 
genden Anm. vgl. Anhang .Dokumentation^, Anm. 1.
	        
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