genden: Prol.ER),9 einige Originalinschriften aus dem 6. bis 8. Jahrhundert,10
die Historia Langobardorum des Paulus Diaconus (gegen 780 abgeschlossen,
im Folgenden HL)11 und die Historia Langobardorum Codicis Gothani (ent¬
standen ca. in den Jahren 807-810, im Folgenden: Cod. Goth.),12 eine Überar¬
beitung der Origo gentis Langobardorum, die u.a. einige Personennamen
überliefert, die mit denen der Origo zu vergleichen sind. Ich werde dabei je¬
weils nur einige der in diesen Quellen überlieferten Personennamen betrach¬
ten, deren grapho-phonetische Besonderheiten sich für eine exemplarische
Analyse und Darstellung anbieten.
Da germanische (langobardische) Personennamen meist innerhalb lateini¬
scher Texte tradiert werden, bestehen die grapho-phonetischen Besonderhei¬
ten in der schriftlichen Überlieferung der Namen v.a. in der Anpassung (in
morphologischer wie in phonologischer Hinsicht) an das Fatein des frühmit¬
telalterlichen Italien. Ein adäquates Verständnis des Lautwertes von germ. /w/
setzt also eine Einbeziehung der phonologischen Verhältnisse im Lateini¬
schen, in diesem Fall des halbvokalisehen bzw. halbkonsonantischen latei¬
nischen [w], voraus; letzteres war zunächst eine stellungsbedingte Variante
von [u] - vgl. faueo/fautor - und entwickelte sich seit der frühen Kaiserzeit
(in den meisten Fällen) allmählich zu einem bilabialen Reibelaut [ß] (ausge¬
sprochen wie spanisch -b-/-v-). In großen Teilen der Romania entwickelte sich
dieser bilabiale Reibelaut dann - wohl spätestens im 5. Jahrhundert n. Chr. -
weiter zu der stimmhaften labiodentalen Frikative [v], vgl. it. avere, frz.
navire. Die Entwicklung vom lat. bilabialen Halbvokal [w] über die bilabiale
Spirans zur labiodentalen Frikative bewirkte aber zugleich, dass das lateini¬
sche Phonemsystem für germanische Wörter, die ins Lateinische aufgenom¬
men wurden, keinen Laut und demzufolge auch kein Schriftzeichen mehr
besaß, um das [w] (entsprechend der Aussprache von engl, water) adäquat und
iautgerecht wiedergeben zu können. Für diese Wörter wurde daher die Schrei¬
bung <uu>, also die Verdoppelung des traditionellen Zeichens <u> verwendet.
Mit diesem Doppelzeichen wurde in der Folge der germanische Halbvokal in
den germanischen Volkssprachen und in den ins Lateinische entlehnten Wör¬
tern (wie z.B. wadium) und Eigennamen germanischen Ursprungs darge¬
stellt.13
Das neue Doppelzeichen <uu>, welches in den Handschriften im Übrigen
erst vom 11. Jahrhundert an auch als ein einziges, zusammengewachsenes
9 Ed. Beyerle 1947 [Neudruck 1962].
10 Rugo 1974, Bd. 1; 1978, Bd. 4; 1980, Bd. 5.
11 Edd. Bethmann/Waitz 1878.
12 Ed. Waitz 1878; vgl. auch Bracciotti 1998.
13 Vgl. Stotz 1996, S. 150ff.
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