Sie waren Absolventen einer Domschule mit dreisprachiger Bildung:
Deutsch (als Muttersprache), Latein und slawisches Idiom (Gemein¬
slawisch).
Sie waren ausgebildet ftir das Missionswerk unter den Slawen.
Sie entstammten ihrer sozialen Bindung nach dem Adel.
Einige kamen sicher auch aus dem westslawischen Adel.
Die Betrachtung zum Sprachkontakt östlich der Saale erfolgt an einigen
ausgewählten Beispielen aus dem Raum des heutigen östlichen Thüringens
beziehungsweise Westsachsens. Es handelt sich um ein Gebiet mit guten
Böden und dichter slawischer Besiedlung im Mittelalter. Es ist der Plisni-Gau
entlang der Pleiße, also ein Territorium südlich des heutigen Leipzig. Dieses
Gebiet unterstand seit der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts militärisch, admi¬
nistrativ und kirchlich deutscher Oberhoheit. Im 10./11. Jahrhundert erfolgte
der Ausbau der slawischen Kleingaue zu deutschen Burgbezirken.'
2. Was lässt sich aus den Ortsnamenaufzeichnungen phonematisch zum
Sprachkontakt ermitteln?
2.1. Erstens können wir die Übernahme von slawischen Ortsnamen ins
Deutsche seit dem 10. Jahrhundert nachweisen:
Eine Tradierung* 4 z.B. zum Ortsnamen Schlunzig an der Mulde (in der Nähe
von Zwickau), 1219 Slunz, 1378 czu dem Shtncz, 1413 das dorff Slunczke,
zeigt deutlich, dass aso. *SlQcsk- ,Ort in einer Krümme1 (tatsächlich an einem
Muldenbogen gelegen) noch mit dem slawischen Nasalvokal gehört und ent¬
sprechend also im 10. Jahrhundert schon eingedeutscht wurde, daher die Gra-
phie <un>. Hingegen ist der etymologisch gleiche Ortsname Schlauditz (bei
Altenburg) erst nach der Entnasalierung im Slawischen ins Deutsche über¬
nommen worden, vgl. um 1200 in Zluz, 1285 in Slucz, 1378 Slucz, und zeigt
daher <u>, was also auf Eindeutschung dieses Ortsnamens und seine weitere
Entwicklung im Deutschen erst ab dem 11./12. Jahrhundert schließen lässt.
Diese Beobachtung ist im hier im Blickpunkt stehenden geographischen
Raum auch andernorts zutreffend. So tragen mehrere Orte an der Lungwitz,
einem rechten Zufluss zur Mulde, diesen Namen. Die Überlieferung der Aus¬
gangsform für das Gewässer aso. *Lqkavica , Wiesengrundbach' zeigt von An¬
fang an, dass der Name noch mit dem slawischen Nasalvokal gehört und ins
Dazu vgl. Billig, Gerhard: Die Burgwardorganisation im obersächsisch-meissni-
schen Raum. Archäologisch-archivalisch vergleichende Untersuchungen, Berlin
1989.
4 Die folgenden historischen Formen zu den einzelnen Ortsnamen sind mit näheren
Quellenangaben nachschlagbar in Eichler, Emst / Walther, Hans (Hg.): Historisches
Ortsnamenbuch von Sachsen, 3 Bde., Berlin 2001; ferner bei Eichler, Emst: Sla¬
wische Ortsnamen zwischen Saale und Neiße. Ein Kompendium, Bautzen 1985-
1993 [Bisher 3 Bände: A-Sj.
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