Full text: Interferenz-Onomastik

Ruscatus, Rusculus (ACS II Sp. 1249-51). Ihnen dürfte weniger das gallische 
Wort rüscä ,Borke, Rinde; Bienenkorb', entlehnt in französisch ruche, alt¬ 
irisch rüsc, kymrisch rhisgl (DLG S. 264) zugrunde liegen als vielmehr, Iiro 
Kajanto (1965, S. 336) folgend, eine keltische Bildung *rud-sko- ,rot, Roter' 
zu dem Farbadjektiv roudos ,rot‘ (DLG S. 263; Stifter 1998). Es liegt überaus 
häufigen und langlebigen Personennamen zugrunde wie Rudus, Roudius, 
Rudiemus, Rudiobo, altirisch Rüad, kymrisch Rhudd usw., übersetzt lateinisch 
Rüfus. Das indogermanische Suffix *-skö- tritt üblicherweise an die Schwund¬ 
stufe der Wurzel, hier *(h/)rudh-, und führt somit lautgerecht zu gallisch 
*rud-sko- (und weiter zu ru(s)-sko-). ,Rot (vor Rage)' ist ein typisches Merk¬ 
mal der Kriegeraristokratie. 
Severiana gehört zu den in Gallien und Italien außerordentlich häufigen, 
von Severus abgeleiteten Anthroponymen, die auch als dynastische Namen 
begegnen (zwischen 193 und 235). Die feminine Form ist sogar in einem der 
wenigen gallischen Texte bezeugt. Der Plomb du Larzac nennt SEVERA (Z. 
1 b 10) und SEVERIM (Akkusativ, Z. Ia4; 2a9 u.a.; Lejeune 1985; Meid 
1996). Die hohe Frequenz dieser Namen macht eine Interferenz wahrschein¬ 
lich, doch ist der Bezug im Gallischen unsicher (Co$kun/Zeid!er 2003, S. 47). 
Es ist möglich, an eine Assonanz an 
(1) *su-veru- ,sehr freigebig' o.a. zu denken (indogermanisch *wer(H)u-, 
altindisch urus, griechisch eurus). Es liegt in den Namen Veru-cloetius, 
Lama-verus ,mit freigebiger Hand' (DLG S. 317) vor, evtl, in Veria 
(Co§kun/Zeidler 2003, S. 51), Veruco, Verullia u.a. (ACS III Sp. 228- 
240); 
(2) *su-vero-/ *su-viro- ,mit guten Männern' (indogermanisch *ui(H)-ro- 
,Mann‘, lateinisch vir, gotisch wair usw.), vgl. altindisch sünara- 
gleicher Bedeutung; 
(3) *su-vTro- ,sehr aufrichtig/treu' (indogermanisch *uero-, lateinisch 
verus, althochdeutsch wär ,wahr‘ usw., GPN 286). 
Ausonius und Sidonius messen in ihren Gedichten die zweite Silbe lang 
(Sever[iän]us), sodass am ehesten an die erste Etymologie gedacht werden darf. 
Der Name der dritten Tochter, Alcima, gehört zu griechisch oiZiapot; wehr¬ 
haft, stark, tapfer', das als Eigenname überall im griechischen Kulturraum 
weit verbreitet ist (LGPN I S. 29: II S. 23; I1IA S. 29f.; IIIB S. 25; IV S. 18). 
Er kann auch die Kurzform eines komponierten Eigennamens mit Alki- als 
Vorder- und einem mit m- beginnenden Lexem als Hinterglied darstellen wie 
Alki-machos. Andererseits klingt er an die einheimischen Namen Alcus, 
Aldus, Alciacus an (Remy 2001, S. 113; 133; ACS I Sp. 89), die mit dem 
unsicheren gallischen Tiemamen alco- ,Elch‘? (DLG S. 38) Zusammenhängen 
könnten. Aber auch das Motiv ,stark' liefert Anknüpfungsmöglichkeiten, z.B. 
an die geläufigen nerto-, druto- und 6e/o-Namen wie Nerta, Nertilla (DLG S. 
235), Druta (DLG S. 151), Belisama, Bellona (DLG S. 72). 
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