Kiens der Fall ist. Die Affrizierung tritt in der romanisch-bairischen Kontakt¬
zone Salzburgs und Oberösterrreichs in Kuchl und Kobernäusserwald und im
Personennamen von Köstendorf sowie in Niederösterreich in Krems, Kamp und
Kaumberg ein. Besondere Fragen aber werfen der Name Katsch sowie die
Behandlung des slawischen Suffixes -ikal-ica in Gewässernamen auf.
Der Name Katsch bezeichnete zur Zeit seiner Erstüberlieferung im 10./11.
Jahrhundert einerseits das obere salzburgisch-steirische Murgebiet, wo der
Name an dem im Katschtal gelegenen Ort Katsch in der Steiermark mit der im
12. Jahrhundert zur Straßen- und Brückensicherung erbauten Burg haften blieb.
Andererseits ging der Name auf den an der Grenze von Salzburg und Kärnten
gelegenen Pass als Katschberg (1292 auf dem Katzperge) über. Entsprechend
heißt der anschließende obere, von der Lieser durchflossene Talabschnitt bis
Krems und der Einmündung des gleichnamigen linken Seitenbaches Katschtal
(1371 Kaztaf). Dort befindet sich die zur Wegsicherung in der ersten Hälfte des
12. Jahrhunderts erbaute Burg Rauchenkatsch (1121-28 Offo de Chazes). Die
hochmittelalterlich breite Ausdehnung des Namens Katsch wird darin be¬
gründet sein, dass sich im Lungau schon zur Römerzeit und dann im an¬
schließenden Frühmittelalter zwei wichtige Straßenzüge trafen, die von Salz¬
burg über den Radstädter Tauern kommend nach Kärnten führten. Die west¬
liche Straße ging von St. Margarethen aus über die Laußnitzer Höhe ins
Liesertal und weiter ins Drautal, während der heute westlichere Gebirgs-
übergang über den Katschberg erst im 12. Jahrhundert angelegt wurde. Hinge¬
gen folgte die nach Virunum/Maria Saal führende östliche Straße zunächst der
Mur bis Stadl und zweigte dort nach Süden ab, indem sie über Flattnitz bei
Weitensfeld das Gurktal errreichte und dieses dann nach Osten durchzog. Von
Virunum/Maria Saal konnte man aber über den Neumarkter Sattel, St. Georgen
ob Judenburg, Pöls und Hohentauern auch nach Ovilavis/Wels gelangen.72
Zwischen beiden Straßen aber bestand entlang der Mur eine Verbindungs¬
strecke, an der das steirische Katsch und seine hochmittelalterliche Burg liegt.
Folgt man der originalen Überlieferung des 10. Jahrhunderts, dann lautete
der Name bair.-ahd. Chdtissa mit Sekundärumlaut und Initialakzent, wodurch
im 11./12. Jahrhundert durch Vokalsynkope mhd. Chätse entstand. Gleich¬
gültig welcher der beiden vorgetragenen Etymologien man folgt, so handelt es
sich um eine keltische Bildung *Catissa mit dem Suffix -issa, deren Akzent
sowohl im Keltischen als auch im Lateinischen auf dem Suffix lag. ’ Bezüglich
der Tradierung des Namens ins Bairisch-Althochdeutsche fällt auf, dass die
Tenuisverschiebung von t- fehlt, nicht der bei früher Intergrierung erfolgende
Primärumlaut von -er-, sondern erst der jüngere Sekundärumlaut vorliegt, aber
Initialakzent und ^-Verschiebung eingetreten sind. Das legt slawische Ver¬
mittlung nahe, wie sie auch in den slawisierten antik-romanischen Namen an
72 Vgl. Winkler 1985, S. 25f.
Nach dankenswerter freundlicher Auskunft des Keltologen Helmut Birkhan, Wien.
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