Innichen im Pustertal für Karantanien und 777 Kremsmünster in Oberösterreich
für den Donauraum, wenn für das letztere Kloster der Missionsauftrag auch
nicht verbrieft ist/’4 Nach allgemeiner historischer Ansicht befanden sich beide
Klöster jedoch keineswegs in gefährdeter Randlage, sondern, wenn auch in
Grenzräumen, so doch in schon länger von den Baiern fest beherrschten
Gebieten/'" ln Oberösterreich war das spätestens seit etwa 750 der Fall, nach¬
dem Herzog Odilo Karantanien für die Baiern gewonnen hatte und es wohl galt,
den Pyhrnpass und damit nicht nur den östlichen Grenzbereich gegen den
niederösterreichischen awarischen Donauraum zu sichern, sondern vor allem
auch den Zugang über das Enns-, Palten- und Liesingtal bzw. den Tauernpass
ins Murtal in fester Hand zu haben. Das war bezüglich der Slawen im Ennstal
umso wichtiger, als diese um 740 kriegerisch talaufwärts vorgestoßen waren
und in Bischofshofen im Salzburger Pongau die Maximilianszelle geplündert
und zerstört hatten. Sie konnten zukünftig nicht nur von Westen her, sondern
nun auch über den Pyhrnpass von Osten aus in Schach gehalten werden.
Kremsmünster selber wurde im Umkreis im Kremstal und nach Osten gegen
die Steyr dotiert und machte diese Gebiete nicht nur urbar, sondern bezog auch
die slawischen Orte in seinen Bereich ein.
Bezüglich der Medienverschiebung nicht nur im oberösterreichischen
Donaubereich, sondern auch in den Gebieten an Enns und Steyr wird man daher
bereits vor der Gründung von Kremsmünster ab etwa der Mitte des 8. Jahr¬
hunderts zu rechnen haben. Angesichts der zeitlichen Stufung der Verschie¬
bung von d und b wird man daher nicht fehlgehen, wenn man mit der Pro¬
duktivität der ¿/-Verschiebung in der ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts und
ihrem Auslaufen bis spätestens kurz nach der Jahrhundertmitte rechnet, mit der
^-Verschiebung aber von etwa kurz vor der Mitte bis ins dritte Jahrzehnt des 8.
Jahrhunderts. Das ergibt sich auch aus der Medienverschiebung in Salzburg, für
deren Beginn ja der Anfang des 8. Jahrhunderts ermittelt wurde, nur dass erst
unter Einbeziehung der zeitlichen Stufung von d und b im östlichen Ober¬
österreich auch für Salzburg und die weiteren Gebiete mit einer solchen zeit¬
lichen Abfolge gerechnet werden darf. Die ^-Verschiebung folgt auf der
Strecke Pyhrnpass - Ennstal - Palten- und Liesingtal - Murtal der seit der
Römerzeit bestehenden und noch heute wesentlichen Verbindungsstrecke von
Oberösterreich nach Süden über Kärnten nach Italien, wobei die Baiern unab¬
hängig von Kremsmünster seit der bairischen Integrierung Karantaniens hier
sukzessive Fuß gefasst haben werden. Sollte im steirischen Gewässernamen
Pöls mit Medienverschiebung zu rechnen sein, so trifft die von Trieben abzwei¬
gende, zur Römerzeit stärker begangene westliche Straße über den Tauernpass
dort auf die Mur.
Die südlichste /^-Verschiebung zeigt die bei Leibnitz in die mittlere Mur
Vgl. Wolfram 1979, S. 41f.; Fräss-Ehrfeld 1984, S. 60f.; Wolfram 1995, S. 112ff.
und S. 303f.; Wolfram 1999, S. 145ff; Störmer 2002, S. 84f.
Vgl. Haider 1987, S. 27; Haider 1988, S. 20ff; Wolfram 1995, S. 133ff. und S. 198ff.
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