ment, der Anweisung eines Adeligen vom Stamm der Lingonen bezüglich sei¬
nes Grabes und seiner Bestattung. Die Kopie einer römischen Inschrift des 2.
Jahrhunderts ist uns nur in einer Handschrift des 10. Jahrhunderts erhalten (Le
Bohec 1991). Nach dem Befund ist dem Grabbau eine halbrunde Exedra im
römischen Stil vorgelagert, wie wir sie beispielsweise von der Nordseite der
Via dei Sepolcri vor der Porta di Ercolano in Pompeji gut kennen (Kockel
1983, S. 173-184). Zum Grabbezirk gehören ferner Grabgärten (pömärium), die
in Latene-Tradition stehen (Becker 1992/93), und ein Bassin (lacus) innerhalb
der Umfriedung. Die Anweisung für die Ausstattung wird klar formuliert:
Ich wünsche ferner, dass alle meine Geräte, die ich zur Jagd und zum
Vogelfang erworben habe, mit mir verbrannt werden, mit den Wurf¬
speeren, Schwertern, Dolchen, Netzen, Schlingen, Fallen, Rohrstäben,
Zelten, Wildscheuchen, Waschgeräten, Tragebetten, dem Tragesessel
und allen Mitteln und Geräten dieser Beschäftigung sowie das Binsen¬
boot und die damastartigen und gefütterten Kleider, was immer ich
zurücklassen werde.
Das passt gut zu Caesars Aussage über die Gallier: „Sie werfen alles ins
Feuer, was ihrer Meinung nach den Lebenden lieb war“ {Gail. Krieg VI 19,4),
und einer vergleichbaren Aussage bei Pomponius Mela (3.[3.]19).
Ähnliche Synergien können auch für die sprachliche Entwicklung ange¬
nommen werden. So interpretiert Peter Schrijver (2004) Gemeinsamkeiten in
der Phonetik der keltischen Sprachen Galliens, Britanniens und eines Teiles
von Hispanien und in der der dort gesprochenen vulgärlateinischen Varietäten
als Resultat einer konvergenten Entwicklung. Bei dieser Sicht der Dinge steht
ebenfalls die Interferenz im Vordergrund, nicht die einseitige Beeinflussung.
Als Beispiel nimmt Schrijver die Tendenz, einen tektalen Verschlusslaut vor
einem Dental zu palatalisieren: [kt] wird über [%t] zu [it], z.B. indogermanisch
*oktö(u) ,acht‘ ergibt lateinisch octö, italienisch otto (assimiliert), spanisch
ocho, gallisch o/tü, irisch ocht, aber kymrisch *oith > wyth, französisch huit,
galicisch oito. Freilich gibt es in beiden Sprachzweigen Tendenzen zur
Vereinfachung, die auch unabhängig voneinander zu ähnlichen Resultaten
führen können, z.B. die ähnliche, aber einzelsprachliche Entwicklung im
Irischen VX> V vor r, /, n\ (V = Vokal, Thumeysen 1946, S. 78f.). Beeinflus¬
sungen des vulgärlateinischen und französischen Lexikons durch das
Gallische sind oft und gründlich behandelt worden (z.B. Lambert 1997/98;
1994, S. 185-200; Meyer-Lübke 1992 und von Wartburg 1972/87, passim).
2. Forschungsstand und Problematik der onomastischen
Interferenzen
Auch in der Onomastik Galliens gibt es solche Interferenzen. Die Personenna¬
mengebung übernimmt in der Regel weder römisch-italische oder griechische
Gepflogenheiten, noch kann sie als direkte Fortsetzung der einheimischen
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