Eine keltische Variante *Okti-landa ergab im Mittelalter das gut belegte deut¬
sche Öchtland, doch ist diese Form später verschwunden, genauso wie sein
romanisches Pendant Oetlandia (als wet- zu verstehen) < *Okto-landa. Es
handelt sich bei diesem Namen um die keltische Zusammensetzung des
Hydronyms *Okata mit dem Wort *landa , Heide1. Eine Parallele findet sich in
der salzburgischen Oichten < *Okata, welche man am besten an indogerma¬
nisch *oku- (mit langem o) anschließt.
Ebendiese Verschiebung k > ch findet man in Kerzers/Chietres und in einem
einzigen Beleg Chempinnacho für das südlich davon gelegene Gempe-
nach/Champagny. Diese Form Chempinnacho stammt aus einer in der ersten
Hälfte des 12. Jahrhunderts entstandenen, auf 961 datierten Fälschung.22
Die verschiedenen cwrfi.s-Namen des 6. Jahrhunderts wurden aber alle erst
nach der genannten Verschiebung übernommen, so Gurmeis/Cormondes,
GurwolßCourgevaux, GuschelmuthiCoucheleinaud, Belfaux/Gumschen. Für
diesen letzteren Namen setzten wir 1997 curtis + Mari + S- an, was von Kristol
2005 angezweifelt wurde, doch sind seine Einwendungen vielleicht nicht un¬
überwindlich. Der Nexus -rm- braucht sich nicht unbedingt erhalten haben,
denn das -r- von curtis ist wohl dissimilatorisch geschwunden und wenn r + s in
älterer Zeit nicht immer und überall sch geschrieben wurde, dann wohl wegen
seines stark dialektalen Charakters, doch bleibt dieser zweite Punkt noch näher
zu diskutieren."' Auf jeden Fall erscheint uns hier ein cwr/A-Name sicher.
Das Problem des hübschen Paares Cordast/Corba löst sich durch den Beleg
1342 Gurbdast von selbst auf. Wir dürfen von curtis + Bodogast ausgehen,
dessen intervokalisches d die Alemannen am Ende des Frühmittelalters noch
hören konnten.
Diidingen/Guin, im Mittelalter Tiidingen!Doens, besteht aus den Elementen
Dudo + -ingos, beide germanischen Ursprungs. Es handelt sich aber wohl trotz¬
dem um eine romanische Gründung des 7. Jahrhunderts, denn die Alemannen
erreichten die Umgebung von Freiburg kaum vor dem 8.-9. Jahrhundert.
Deshalb geht auch der deutsche Umlaut a > e von AgyfEbsachen < *Abidiacum
in der Stadt Freiburg wohl nicht auf das kurze des Eponyms Abidius
zurück,24 denn kurzes zwischentoniges wird im Frankoprovenzalischen im
Frühmittelalter synkopiert. Man wird besser das -/- der Endung -iacum als
umlautauslösend betrachten.
22 Mayer, Hans Eberhard: „Die Peterlinger Urkundenfälschungen und die Anfänge von
Kloster und Stadt Peterlingen“, in: Deutsches Archiv für die Erforschung des
Mittelalters 19 (1963) S. 30-129, hier S. 92, 99; Schieffer (Hg.): Rudolfmger (wie
Anm. 14), S. 187-189 (der Beleg auf S. 189).
21 Kristols Vorschlag combasson scheidet wegen der großen Seltenheit dieser Bildung
aus. Ein doppelt suffigiertes cumba ,Mulde4 hat außerdem wenig Chancen, bis ins
Frühmittelalter zurückzureichen.
~4 Laut De-Wit, Vincentius: Totius latinitatis Onomasticon, I. Prato 1859/67, S. 10.
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