eindeutig bezeichnen ließ. Dabei ist es nicht verwunderlich, dass man die stark
flektierenden Formen vor allem im Rektus bewahrte, weil das auslautende -5
des Maskulinums hier ja einen eindeutigen Genusmarker darstellt.
Jakob Jud hatte also durchaus Recht, als er zur Beurteilung des Trans-
ferenzverdachts für diese singulären morphologischen Erscheinungen eine
stärkere Berücksichtigung der chronologischen und diatopischen Dimensionen
eingefordert hat. Doch muss man das Pferd sicherlich anders aufzäumen, denn
der bloße Nachweis von Erstbelegen und arealen Verteilungen reicht keines¬
falls aus, um ein Phänomen als superstratbedingt zu erweisen, geschweige
denn, um die Motivation einer möglichen Entlehnung stringent zu begründen.
Der Impuls, einen auf Grund vorhandenen Sprach- und Kulturkontakts in
einer historisch bezeugten Interferenzsituation quasi bereitstehenden fremden
Namentypus in den eigenen Namenfundus aufzunehmen, geht in unserem Fall
von signifikanten phonetischen Neuentwicklungen des eigenen Sprachsystems
aus, von denen das Galloromanische des 7. Jahrhunderts bekanntlich allzu
viele kennt. Mit der Genese der romanischen Deklinationsmuster auf -öne und
-äne hat die Übernahme der germanischen Namen offensichtlich nichts, mit
der Diffusion dieser Muster allenfalls mittelbar zu tun, da sie ein im Galloro-
manischen bereits angelegtes Potential offenbar zusätzlich verstärkte. Wie bei
der zeitlich vorausgehenden Übernahme der bithematischen germanischen
Namen mag die Rolle, die das fränkische Superstrat in dieser Interferenz¬
situation konkret spielte, in der Durchsetzung neuer gesellschaftlicher Normen
liegen, die sich aus der Notwendigkeit der Integration und Akkulturation der
beiden Bevölkerungsgruppen ergaben und denen die überkommenen roma¬
nischen Namentypen offenbar immer weniger zu genügen vermochten. Als
durch diese neuen gesellschaftlichen Normen begründete Namenmode erklärt
sich damit sicherlich auch die schnelle Durchsetzung dieses Musters in vielen
anderen Regionen der Romania, in der die beschriebene Gefahr der Homony¬
mie von Maskulinum und Femininum nicht gegeben war.
Summary
Old French Declension of the Charles/Charlon, Pierre/Pierron
or Berte/Bertain Type - Reflection of Old Franconian
Superstrate Influences?
Today, according to a Latin perspective, the origin of the „metaplastic
declension“ Petrus/Petronis, Gallus/Gallonis, etc., in Early Medieval Latin
documents is generally seen as an extension of the «-inflection in the case
system of the vernacular „proto-romance“ languages. However, it remains a
controversial subject to argue which part Latin or Roman words and names of
Germanic origin take in the extension of those forms; chronological and geo-
linguistical arguments seem to plead in favour of an important support
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