Full text: Forschungsaufgabe Industriekultur

Laufe der Geschichte Kohle abgebaut worden ist.60 45 Flöze mit zusammen 
35 bis 60m Kohlemächtigkeit gelten theoretisch als abbauwürdig.61 
Die an der Saar geförderte Kohle ist hinsichtlich ihres Einsatzes in der Eisen 
schaffenden Industrie ihrer schärfsten Konkurrentin, der Ruhrkohle, in mehr¬ 
facher Hinsicht unterlegen: 
1. Die geologischen Abbaubedingungen führen dazu, dass Ende des 
19. Jahrhunderts die Gestehungskosten der geförderten Saarkohle im 
Vergleich zur Ruhrkohle deutlich höher liegen. Dafür sind an der Saar 
das stark durch Verwerfungen gestörte Kohlengebirge, die geringe und 
stark schwankende Mächtigkeit der Flöze und die starke Durchsetzung 
der Kohleschichten mit taubem Gestein verantwortlich,62 
2. Die qualitative Beschaffenheit der Saarkohle ist für deren Veredlung zu 
Hüttenkoks relativ ungeeignet. An der Saar wird bis heute Kohle ge¬ 
fördert, die in zwei Sorten zu unterteilen ist, in die Flammkohle und die 
Fettkohle. Beide Sorten sind relativ gasreich. Die Flammkohle ist für 
eine Verkokung gänzlich ungeeignet; sie ist lediglich als Feuerungs¬ 
kohle zu verwenden. Die Fettkohle lässt sich verkoken. Allerdings 
weist der ausschließlich aus dieser Kohlensorte gewonnene Koks eine 
geringe Druckfestigkeit auf. Er ist splittrig und leicht zerbrechlich.63 
Dieses führt dazu, dass mit aus saarländischer Fettkohle gewonnenem 
Koks nur relativ kleine Hochöfen mit wenig hohen Möllersäulen be¬ 
schickt werden können. In höheren Hochöfen zerbricht der Koks infol¬ 
ge seiner geringen Tragfähigkeit unter dem Gewicht der schweren Erz¬ 
massen. Der beim Zerbrechen des Kokses entstehende Koksgruss und 
Koksstaub sperrt den Wind ab, der den Möller durchziehen muss. Der 
Hochofen-Prozess bricht zusammen. 
Die Folge ist, dass in den 1870er Jahren - trotz der reichen saarlän¬ 
dischen Steinkohle-Vorkommen - Kokskohle bzw. Koks eingeführt 
werden muss, vor allem aus dem Ruhrgebiet und dem Aachener Kohle¬ 
becken. Nur in Mischung kann Saarkoks im Hochofen eingesetzt 
werden.64 
Diese Situation ändert sich erheblich, als 1885 das so genannte Stampf¬ 
verfahren entwickelt ist, mit dessen Hilfe sich aus saarländischer Fett¬ 
kohle ein druckfesterer Koks erzeugen lässt.65 
60 Francois Reitel, Krise und Zukunft des Montandreiecks Saar-Lor-Lux. Frankfurt am Main 
1980 (= Studienführer Geographie), S. 27. 
61 Werner Schötschel, Die Kohle, www.lpm.uni-sb.de/chemie/begleitmaterial/Kohle.pdf, 
2002 a, S. 2. 
62 LatzfAnm. 20), S. 106. 
63 Ebd„ S. 26-27. 
64 Martin (Anm. 5), S. 136. 
65 Beim Schüttverfahren wird Kohle in entsprechender Körnung in die Ofenkammern der 
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