Full text: Forschungsaufgabe Industriekultur

tur zwischen Außenwand und Innerem der Gussblöcke ausgleicht und 
die daher eine Wiederaufheizung des Stahls erübrigt. Auch dies bedeu¬ 
tet eine große Energieeinsparung, wenn Stahl- und Walzwerk räumlich 
beieinander liegen. 
3. Im Anschluss an die Entwicklung des Benzinmotors seit den späten 
1860er Jahren werden Motoren zum Einsatz des Brennstoffes Gichtgas 
konstruiert, das in großen Mengen beim Hochofenprozess anfällt. 1895 
wird der erste Gichtgasmotor versuchsweise in Betrieb genommen; um 
die Jahrhundertwende stehen bereits 3000-PS-Maschinen zur Verfü¬ 
gung.58 59 Damit ist es möglich, nicht nur die Winderzeugung für die 
Hochöfen, sondern auch die restliche Energieversorgung, über Elektro- 
erzeugung auch den gesamten Maschinenantrieb, eines Hüttenwerkes 
durch den Einsatz des Gichtgases zu betreiben. 
Es sind insbesondere diese drei technischen Innovationen, die eine lokale 
Konzentration ökonomisch nahezu unabdingbar machen und daher eine räum¬ 
liche Trennung von Roheisenerzeugung, Stahlerblasung und Walzzeugproduk¬ 
tion kaum noch zulassen. Bevor man flüssiges Roheisen ohne merkliche Ab¬ 
kühlung über große Distanzen mit der Eisenbahn transportieren kann - was 
heute der Fall ist -, kann daher nur eine Rückverlagerung der Roheisen-Produk¬ 
tion aus Lothringen in das Saarland oder eine weit gehende Totalverlagerung 
der Eisen schaffenden Industrie aus dem Saarland zur Minette hin in Frage 
kommen. Eine Spekulation über das "Was wäre wenn" macht keinen Sinn, da 
für diese oder jene Standortentscheidung zahlreiche Gründe ausschlaggebend 
gewesen sein könnten, die nicht zu überschauen sind. 
Unter den gegebenen Transportverhältnissen gibt es für die Eisen schaffende 
Industrie an der Saar keine Alternative zur Minette, im Gegensatz zur Ruhrindus¬ 
trie, die ihr Erz auf den Eisengehalt bezogen nur zu 15% aus dem Minettegebiet 
bezieht. Tatsächlich wird an der Saar - abgesehen von geringen Mengen Man¬ 
ganerz - ausschließlich Minette verhüttet.'4 
Kohle und Koks 
Die Steinkohle der Saar steht in der geologischen Formation des Oberkarbons 
an. Den südöstlichen Teil des Kohlengebirges stellt das ältere Westphalien dar. 
Es sinkt nach Nordwesten unter die Erdoberfläche ein und wird dort von der 
jüngeren Abteilung des Oberkarbons, dem Stefanien, überlagert. Die Gesamt¬ 
mächtigkeit des Saarkarbons beträgt 4000m. Es führt ca. 125 Flöze, in denen im 
58 Ebd. 
59 Ebd,, S. 201-202. 
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