Abb. 1: Lage der vier integrierten Hüttenwerke und der Gießerei Haiberger
Hütte an der Saar
Die in der Literatur immer wieder anzutreffende, als unabdingbar dargestellte Ver¬
bindung zwischen Minette-Verhüttung und Thomasstahl-Herstellung, ist so
nicht richtig.’9 Beide Blasstahl-Verfahren - nach Bessemer und nach Thomas -
sind Massenstahl-Verfahren, mit deren Hilfe hochwertige Qualitäts-Stähle nicht
hergestellt werden können. Dieses leisten zwei weitere neue Stahlverfahren, die
um die Jahrhundertwende nacheinander verfügbar werden: das Siemens-Martin-
Verfahren und die Elektrostahl-Herstellung, über die an anderer Stelle dieses
Bandes berichtet wird. Beide Verfahren werden an der Saar nur in relativ einge¬
schränktem Umfang eingesetzt. 1913 beträgt der SM-Stahl an der Saar 16%, im
Deutschen Reich 40% der Gesamtstahlerzeugung.* 40 Elektrostahl wird lediglich
in der Völklinger Hütte seit 1907 erzeugt.41
An der Saar gibt es um 1885 abgesehen von einigen kleineren Betrieben, die im
Laufe des 19. Jahrhunderts ihre Roheisen-Produktion einstellen werden, fünf
bedeutende Eisenhüttenwerke. Es sind bereits dieselben, die bis um 1975
S. 110.
34 Die Aussage von Latz (Anm. 20), S. 30 "Erst dieses neue Stahl verfahren gab den Minette
verhüttenden Werken an Saar und Mosel die Wettbewerbsfähigkeit zurück" ist unzutreffend.
40 Latz (Anm. 20), S. 35-38; Wengenroth (Anm. 30), S. 323. Der relativ geringe Anteil ist
darauf zurückzuführen, dass das SM-Verfähren einen Anteil von 60% bis 85% Schrott als
Einsatzmaterial erfordert. Der Schrottanfall ist jedoch an der Saar wegen der wenig ausge¬
prägten Eisen verarbeitenden Industrie sehr gering. Darüber hinaus ist die Saarkohle für den
Einsatz im SM-Verfahren wenig geeignet.
41 Nutzinger u.a. (Anm. 38), S. 110.
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