Die Rohstoffe der saarländischen Montanindustrie
seit dem späten 19. Jahrhundert
Heinz Quasten
Einleitung: Stichworte zur Entwicklung der Montanindustrie bis 1870
Die Montanindustrie, die das Revier an der Saar mehr als ein Jahrhundert lang
dominant geprägt hat, ist durch zwei industrielle Produktionsprozesse charakte¬
risiert: Erstens durch den Bergbau auf Steinkohle und zweitens durch die Indus¬
trie der Eisen- und Stahlerzeugung einschließlich der Erzeugung von Halbfertig-
und Fertigprodukten, soweit diese in den Hüttenwerken selbst angefertigt
werden. Von den Rohstoffen, die in diese Produktionsprozesse eingehen, sind
die Steinkohle, der Koks und das Eisenerz die wichtigsten. Nur auf von diese
soll im Folgenden eingegangen werden.
Das Vorhandensein von und der Umgang mit den wichtigsten Rohstoffen hat
die Entwicklung der Montanindustrie und mit ihr die sozialökonomische Struk¬
tur des Saarlandes in den letzten 150 Jahren entscheidend geprägt. Daher soll
zunächst von diesen Rohstoffen die Rede sein. Die folgenden Referate hängen
sich in das Gerüst der montanindustriellen Entwicklung ein.
Beginn und Ende der Periode, die hier besprochen werden soll, werden durch
zwei völlig unterschiedliche Rohstoff-Situationen gekennzeichnet:
- Um 1870 ist die frühindustrielle Entwicklung der Montanindustrie ander
Saar beendet. Die Hochindustrialisierung beginnt und ist gekennzeichnet
dadurch, dass alle wichtigen benötigten Rohstoffe in der Region zur Ver¬
fügung stehen und genutzt werden.
- Heute ist die Rohstoff-Situation eine völlig entgegengesetzte. Es ist abzuse¬
hen, dass in wenigen Jahren kein einziger wichtiger Rohstoff der Montan¬
industrie noch aus den Ressourcen der Region stammen wird.
Die Entwicklung der Montanindustrie bis 1870 sei in Stichworten charakteri¬
siert.
1. Der Jahrhunderte alte Steinkohlenbergbau an der Saar hat sich mit der
Ablösung des Stollenbaus durch den Schachtbau, mit dem Einsatz der
Dampfmaschine und mit enorm verbesserten Absatzmöglichkeiten für
Kohle - vor allem durch den Bau der Eisenbahn - in den ersten beiden
Dritteln des 19. Jahrhunderts zu einem leistungsfähigen Industriezweig
entwickelt. Die Lagerstätte mit unabsehbar großen Vorräten für viele
Jahrzehnte verspricht eine glänzende Entwicklung.
2. Die ebenfalls Jahrhunderte alte Eisenerzeugung an der Saar hat zunächst
eine solche Perspektive nicht aufzuweisen. Im Gegenteil: Die im Land
73