Die nachstehenden Erläuterungen beziehen sich auf fossile industriekulturelle
Relikte, die ihre ursprüngliche Funktion verloren haben. Besondere Aufmerk¬
samkeit wird dabei funktionslos gewordenen Gebäuden und Fertigungsanlagen
stillgelegter Betriebe zuteil, da diese Reliktgruppe das größte Spektrum unter¬
schiedlichster Umnutzungs- und Inwertsetzungsmöglichkeiten aufweist. Ergän¬
zend wird an einigen Stellen aber auch auf entsprechende fossile Relikte noch
produzierender Betriebe sowie auf sonstige funktionslos gewordene indus¬
triekulturelle Relikte eingegangen.'''
Potenzielle Nachfolgenutzungen
Für funktionslos gewordene Betriebsgebäude wie auch für andere außer Funk¬
tion befindliche industriekulturelle Gebäude - im konkreten Einzelfall können
etwa stillgelegte Bahnhöfe, Stellwerke, Wasserbehälter u.a. von Belang sein - ist
in der Regel vorrangig eine "Erhaltung durch Umnutzung" anzustreben.39 40 Dies
impliziert jedoch - im Kontext der kulturlandschaftlichen Identitätserhaltung -
die generelle Forderung, dass im Zuge der Umnutzung nicht gravierend in die
historische Substanz eingegriffen wird.
Der Umsetzung des Grundsatzes "Erhaltung durch Umnutzung" stehen nicht
selten gravierende Hindernisse entgegen: So lassen sich z.B. ehemalige Betriebs¬
gebäude mit hohen Kontaminationsgraden oder solche, deren Dimensionierung
und Gestaltung auf ganz spezielle technische Betriebsabläufe zugeschnitten
waren, nur mit hohem finanziellen Aufwand wieder verwenden. Für zahllose
aufgelassene technische Anlagen und Aggregate - z.B. Raffinerieanlagen, För¬
dergerüste, Hochöfen - besitzt die Maxime "Erhaltung durch Umnutzung" sogar
durchweg nur eine geringe Relevanz, da sich unmittelbare Nachfolgenutzungen
lediglich vereinzelt realisieren lassen.41
Im Hinblick auf die Erhaltung der Identität von Kulturlandschaften liegt es in
industriell geprägten Räumen nahe, frühere industrielle Betriebsgebäude neuen
gewerblichen Nutzungen zuzuführen. Dieser Ansatz wird unter anderem im Zuge
der in den letzten Jahren vermehrt betriebenen Konversion alter Industrieareale
zu Gewerbeparks, Technologie- und Gründerzentren u.ä. häufig verfolgt. Viele
entsprechend umgenutzte Gebäude beherbergen heute moderne produzierende
Betriebe.
Andere Konversionsprojekte zielen primär auf Nachfolgenutzungen im Bereich
des tertiären Wirtschaftssektors ab. Dazu gehören z.B. die Umwandlung zu
39 Vgl. hierzu auch die diesbezüglichen Ausführungen in Quasten u. Wagner (Anm. 15),
S.264-276.
40 Vgl. Kenneth Hudson, Industrial Archaeology - an Introduction. London 1963, S. 32;
Hubert Krins, Haben Denkmäler der Industrie- und Technikgeschichte eine Zukunft?, in:
Denkmalpflege in Baden-Württemberg 20 (1991) 1, S. 69-79, hier S. 74.
41 Vgl. Marilyn Palmer u. Peter Neaverson, Industry in the landscape, 1700-1900. Lon¬
don/New York 1994, S. 196.
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