Resultat zeitabhängiger natürlicher Prozesse sowie sich zeitlich ändernder an¬
thropogener Einwirkungen dar und unterliegen folglich einem ständigen Wan¬
del.
Kulturlandschaftliche Identität kann sich deshalb immer nur auf eine Überein¬
stimmung in wesentlichen Merkmalen gründen. Dieser Sachverhalt hat zur
Konsequenz, dass jede seriöse Auseinandersetzung mit der Identität einer Kul¬
turlandschaft eine eingehende Untersuchung der jeweils maßgeblichen Merkmale
erfordert. Damit einher geht die Frage nach den notwendigen und hinreichenden
Bedingungen für das Bestehen einer Übereinstimmung. Des Weiteren sind mit
der kulturlandschaftlichen Identität unter anderem auch eine räumliche Ab¬
grenzungsproblematik sowie die grundlegende Frage verbunden, was "Kultur¬
landschaft" überhaupt bedeutet.
"Kulturlandschaft" wird im Folgenden verstanden als die sinnlich wahrnehmbare
Ausstattung eines mehr oder weniger stark durch das Wirken des Menschen
geprägten Landschaftsraumes und deren Beschaffenheit. Mit dem Terminus
"Kulturlandschaft" wird somit kein räumlicher, sondern ein materiell-qualitativer
Begriff dargestellt.3 Je nach Art ihrer dominanten anthropogenen Prägung
werden statt des allgemeinen Terminus "Kulturlandschaft" häufig auch weiter
differenzierende Termini verwendet wie etwa "Agrarlandschaff', "Waldland-
schaft" oder "Industrielandschaft". Termini der Lautgestalt "Industrielandschaft"
beziehen sich üblicherweise auf durch industrielle Nutzungen intensiv überform¬
te Landschaftsräume.
Ein "Landschaftsraum" seinerseits ist "ein zweckmäßig und je nach Aufgaben¬
stellung zielgerecht abgegrenzter Ausschnitt aus der Geosphäre von geogra¬
phisch relevanter Größenordnung".4 5 Im Zusammenhang mit der kulturland¬
schaftlichen Identität und deren Erhaltung erscheint es prinzipiell "zweckmäßig
und zielgerecht", Räume abzugrenzen, die in Bezug auf ihre sinnlich wahrnehm¬
bare Ausstattung und deren Beschaffenheit sowie hinsichtlich der daraus er¬
schließbaren kulturhistorischen Zusammenhänge'' als räumliche Einheiten be¬
greifbar sind. Das Ergebnis derartiger Abgrenzungen sollen - wie auch bei
kulturlandschaftlichen Raumgliederungen6 - Kulturlandschaftsräume sein, die
3 Vgl. Heinz Quasten u. Juan Manuel Wagner, Vorschläge zur Terminologie der Kulturland¬
schaftspflege, in: Kulturlandschaftspflege. Beiträge der Geographie zur räumlichen Planung,
hrsg. von Winfried Schenk, Klaus Fehn u. Dietrich Denecke. Berlin/Stuttgart 1997,
S. 80-84, hier S. 81 f; Juan Manuel Wagner, Schutz der Kulturlandschaft - Erfassung,
Bewertung und Sicherung schutzwürdiger Gebiete und Objekte im Rahmen des Aufgaben¬
bereiches von Naturschutz und Landschaftspflege. Eine Methodenstudie zur emotionalen
Wirksamkeit und kulturhistorischen Bedeutung der Kulturlandschaft unter Verwendung des
Geographischen Informationssystems PC ARC/SNFO. Saarbrücken 1999 (= Saarbrücker
Geographische Arbeiten; 47), S. 224-233.
4 Quasten u. Wagner (Anm. 3), S. 80; s. auch Wagner (Anm. 3), S. 226-228.
5 Vgl. Wagner {Anm. 3), S. 55.
6 Vgl. Wagner (Anm. 3), S. 82-84.
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