[Historica]":28 Jenseits der Tagespolitik mochte man sich verstehen,29 und obgleich der
Dietrich-Schäfer-Schüler Hoppe durch Albert Brackmann wohl nur widerwillig habilitiert
worden war,30 dazu "nur" für Landesgeschichte und Historische Geographie, hat Eugen
Meyer ihm auch im Rückblick nie die Zugehörigkeit zum Kreis der (Mittelalter-) Historiker
bestritten und darüber hinaus gar hervorgehoben, dass Hoppe nahonalsoziahstisehen Ungeist
nicht fanatisch durchzusetzen und eher "Unheil und Unsinn" bei den Berliner Universitäts-
historikem "während seiner Amtszeit [...] zu verhindern" gesucht hat.3' Wer nicht Soldat
wurde, konnte selbst im Berlin des nationalsozialistischen Unrecht-Staats bei den Histori¬
kern der Fnedrich-Wilhelms-Universität zunächst "ein verhältnismäßig ruhiges Weiter¬
arbeiten" kennen lernen.32
Schon seine früheren Berliner Arbeitsmöglichkeiten nutzte Meyer, um von 1928 bis 1931 in
auffallender Regelmäßigkeit alljährlich eine Lieferung in Anton Chrousts "Denkmälern der
Schreibkunst des Mittelalters" über die Urkunden der Markgrafen und Kurfürsten von Bran¬
denburg für 1160 bis 1424 vorzulegen;33 die zusammenfassenden Ausführungen über "das
Urkundenwesen der Markgrafen von Brandenburg" von 1931 gelten als eme der wemgen
selbständigen Veröffentlichungen aus Meyers Feder überhaupt.34 Man wird kaum fehlgehen
in der .Annahme, hierin den wissenschaftlichen Ertrag semer Dozententätigkeit im Staats¬
institut für Archivwissenschaft und geschichtswissenschaftliche Weiterbildung in Berlin seit
192735 zu sehen; die wissenschaftliche Welt, sofern man eine Kurzanzeige und eine bewusst
detailkntische Besprechung als Anhaltspunkte nehmen darf, reagierte überwiegend positiv.36
Ohnehin war Meyer spätestens 1920 in den Gesichtskreis der Monumenta Germaniae Histori¬
ca getreten, in deren Rahmen sein Lehrer Tangl die Diplomata-Abteilung I, nämlich für
die Karolinger, leitete. Bereits 1920 war er als Helfer für die "Fertigstellung" des Bandes [!]
mit den Urkunden Ludwigs des Frommen vorgesehen,37 und spätestens "1921 wurde er in
Berlin Adlatus seines älteren Archivkollegen Emst Müller, der im Gefolge [und als älterer
Schüler] Michael Tangls [sowie im Auftrag der Monumenta Germaniae Historica] die
Edition der Diplome Ludwigs des Frommen"38 fertigzustellen schien,39 tatsächlich dann aber
doch nur "vorbereitete". Im Rückblick hat Meyers Engagement für diese Arbeit so gewirkt,
als habe sich Meyer mit diesen Ludwig-Urkunden schon damals "vor die Aufgabe seines
Lebens gestellt" gesehen. Doch schon Jahre bevor diese Edition 1927/28 endgültig40 storniert
28 Meyer (Anm. 23), S. 646, ergänzt nach Bresslau (Anm. 27), S. 734, A. 3.
29 Vgl. Hertmann (Anm. 2), S. 95, Sp. 2.
30 Heiber, Frank (Anm. 19), S. 242.
31 Meyer (Anm. 23), S. 645f.
32 Ebd., S. 646.
33 = Monumenta Palaeographica, 3. Reihe Liefemngen 5 (1928), 6 (1929), 7 (1930) und
8 (1931). Herrmann (Anm. 2), S. 75, Sp. 2 und S. 79, A. 4 nimmt diese Chroust-Lieferungen
versehentlich für "Corveyer Handschriften und Urkunden" in Anspruch. Vgl. unten vor
Anm. 56.
34 Leipzig: Harrassowitz 1931; DW10, Bd. 4, (1987), § 134, Nr. 167; Gesamtverzeichnis des
deutschsprachigen Schrifttums 1911-1965 (künftig: GV). Bd. 88, hrsg. von Reinhard Ober-
schelp. München 1979, S. 50.
35 Vgl. Herrmann (Anm. 2), S. 74, Sp. 1 sowie unten bei Anm. 48.
36 NA 48 If (1929), S. 188 [anonym]; Fnednch Bock, in: NA 49 III (1932), S. 729ff, hier
S. 729 und 731. Qualitätsfragen werden nicht beantwortet bei Mohr (Anm. 5), S. 139.
37 Kehr (Anm. 7), S. 8.
38 Theodor Schieffer, [Nachruf] Eugen Meyer, m: DA 29 (1973), S. 666f, hier S. 666 [Zitat];
P. Kehr, Bericht über die Herausgabe der Monumenta Germaniae Historica 1921, in:
NA 45 (1924), S. 1-13, hier S. 9. Anders Herrmann (Anm. 2), S. 75, Sp. 2 nach A. 5 und
S. 79, Sp. 1.
39 So Kehr (Anm. 7), S. 8.
40 Theodor Schieffer (Anm. 38), S. 666. Nach Theodor Mayer, Jahresbericht 1942, in:
DA 6 (1943), S. IX-XV1, hier S. XIII haben "die Arbeiten an dieser Ausgabe seit etwa
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