unterbinden (und durch Ausschluss der betreffenden Mitglieder zu bestrafen),
wenn ihr Termin sich mit dem einer FSAS-Veranstaltung überschnitt. Doch auch
diese Linie löste erhebliche Widerstände aus, so dass schon ein Jahr später
Ausnahmeregelungen getroffen werden mussten, um die Abwanderung von
Mitgliedern zu verhindern.49 50 Aus der Not wurde eine Tugend gemacht: Ein
Verbandsfunktionär stellte den "Club sportif de la Jeunesse socialiste du 12e"
in der Sportrubrik der Parteizeitung "L’Humanité" als modellhaft dar, nachdem
dieser aus einem Leichtathletikvergleich mit mehreren bürgerlichen Vereinen -
deren "Leistungsbesessenheit" sonst heftig kritisiert wurde - siegreich hervor¬
gegangen war.'0 Mit derartigen Erfolgen stelle der Arbeitersport seine Attraktivi¬
tät unter Beweis.
Über die Widersprüche zwischen den gängigen Praktiken und dem eigenen
sozialistischen Ideal waren sich die Verantwortlichen der FSAS bewusst. Doch
um die Mitgliederbasis zu erweitern, betrachteten sie die Anpassung der Organi¬
sationsinhalte an die Bedürfnisse und Erwartungen der Arbeiter, notfalls zu
Ungunsten eines gegenkulturellen Anspruchs, als zwingend erforderlich. Einige
Funktionäre beklagten diese Zwänge und beschworen die pädagogischen
Gefahren, die von einer allzu starken Anlehnung an den bürgerlichen Sport
ausgingen, ohne aber eine konkrete Perspektive zur Veränderung anbieten zu
können:
"11 ne faut pourtant pas se dissimuler que l'heure est grave pour nous. Nous
avons fait jusqu'ici, afin que l'on puisse nous connaître, de fortes concessions
au sport bourgeois, en ce sens, que nous lui avons non seulement copié ses
règlements de sport (ce qui n'est pas rien) mais nous lui avons aussi emprunté en
partie ses principes et ses procédés, en un mot tout ce qui fait sa vie, sa force et
qui causera sans doute sa mort: son professionnalisme. La génération actuelle a
été contaminée profondément par le capitalisme, le professionnalisme en l'occur¬
rence est tellement contaminé, qu'il faudra longtemps pour remonter le courant.
Nous avons donc été obligés pour contenter certains camarades qui le croyaient
utile pour la propagande et pour ne pas rester trop en dessous de la surenchère
bourgeoise, de créer des prix en espèces[...] Il nous faut arrêter sur cette pente
que je qualifierai de dangereuse [.,.]"51
Der Autor spielt hier insbesondere auf das Preissystem in den Arbeiterradrennen
an, das die FSAS widerwillig beibehielt.'2 Die Arbeitersportbewegung konnte
sich offenbar nicht dem Einfluss eines professionellen Radsportmodells entzie¬
hen, das sich in Frankreich frühzeitig durchsetzte und insbesondere die Arbeiter¬
schaft ansprach. Schon um die Jahrhundertwende trafen sich regelmäßig Tausen¬
49 Yvon Léziart: Création et diffusion du modèle sportif dans les différentes classes sociales
en France (1887-1914). Thèse de doctorat de 3ème cycle. Université Paris 1984, S. 614-617.
50 L'Humanité, 25.8.1914.
51 Jean Boulay, Mitglied des Verwaltungsausschusses der FSAS, in: L'Humanité, 9. 2.1914.
52 Vgl. L'Humanité, 28.4.1910, 2.7.,10.7. und 12.8.1912, 9.2.1914.
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