Die Gründungszeit der Kommission für
Saarländische Landesgeschichte und Volksforschung
Kurt-Ulrich Jäschke
Als 1977 das 25-jährige Bestehen der "Kommission für saarländische [!] Landes¬
geschichte und Volksforschung'' in Saarbrücken begangen wurde, griffen die
Akteure ausdrücklich auf "die konstituierende Versammlung [vom] 6. November
1952" als Bezugsdatum zurück; dabei war durchaus bewusst, dass "die saarlän¬
dische Landesregierung [...] durch [...] Verordnung [schon] vom 7. Juni 1951"
die Gründung vorgenommen hatte.1
Engagiert betrieben hatte dies der Mittelalterhistoriker Professor Dr. Eugen
Meyer, der 1949 aus Ostberlin dem von ihm selbst eingefädelten Ruf an die
neue Universität Saarbrücken gefolgt war und sich auch nicht scheute, durch
das Informationsamt der Regierung des Saarlandes emen entsprechenden Organi-
sationsvorschlag von seiner Seite als die Arbeit eines geborenen Püttlingers,
also waschechten Saarländers, und gar Konabitunenten von Ministerpräsident
Johannes Hoffmann empfehlen zu lassen;3 tatsächlich gehörten beide trotz gut
zwei Jahren Altersunterschied zum Abiturjahrgang 1912 des Trierer Fnedrich-
Wilhelm-Gymnasiums.4 Andererseits rundete sich mit der Gründung der - wie
besonders Meyer sie gelegentlich selber nannte - Historischen Kommission5 eine
wissenschaftliche Karriere von beeindruckender Klarheit, der nunmehr noch
einige markante Tupfer politischer und öffentlichkeitswirksamer Tätigkeit aufge¬
setzt wurden.
1 So Vorsitzender Ernst Klein in der Broschüre "25 Jahre Kommission für saarländische
Landesgeschichte und Volksforschung 1952-1977. Gründung, Aufbau, Tätigkeit". Saar¬
brücken 1977, S. 5. Hauptautor der Broschüre war Kommissionsgeschäftsführer Hans-Walter
Herrmann, in dieser Position 1960-1999 tätig.
2 Hans-Walter Herrmann, Eugen Meyer 1893-1972 - eine biographische Skizze, in: Saarhei¬
mat 17 (1973), S. 74-79, hier S. 76.
3 Anschreiben von A. Becker (Informationsamt) an den Ministerpräsidenten vom 23.6.1950
zu 7 Seiten, "Über die Organisation der saarländischen Landes- und Volksforschung" von
Eugen Meyer (LAS StK Nr. 672). Hier wie bei den folgenden Archivalien profitierte ich von
der tatkräftigen Unterstützung, die mir im LAS durch Herrn Direktor Wolfgang Läufer und
Frau Archiv-Obennspektorin Christine Frick zuteil wurde.
4 Herrmann (Anm. 2), S. 74, Sp. 1; Hoffmanns eigenhändig Unterzeichneter Lebenslauf von
ca. 1946 (LAS Vermögenskontrolle, unverzeichnet, Akte Sequester NSZ-Westmark, Bl. 27)
hat versehentlich "Kaiser Wilhelm Gymnasium". - Hoffmann war am 23.12.1890 in Lands¬
weiler geboren worden; zu Meyer siehe den Exkurs unten nach Anm. 5.
5 hinten bei Anm. 130; Brief Meyers an Landesoberarchivrat Dr. [Franz] Herberhold in
Münster (Westfalen) vom 7.12.1961 (LAS Nachlass Eugen Meyer [künftig: NL Meyer]
Korrespondenzmappe Nr. 9). Der folgende Exkurs versteht sich als Gegenentwurf zu der
harschen Kritik, der Eugen Meyer als Wissenschaftler unterworfen wird bei Walter Mohr,
Wissenschaft imd Politik. Der Lebensweg eines Deutschen im 20. Jahrhundert. Hamburg
1998 (= Schriftenreihe Lebenserinnerungen; 5), S. 139f und anscheinend schon S. 127.
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