Full text: Forschungsaufgabe Industriekultur

Vereinigung Kohle (RVK), primär auf den Ruhrbergbau und das oberschlesische 
Revier. 
Im Ergebnis dieser drei Faktoren waren im Saarbergbau noch im Februar 1942 in 
Relation zu seiner Arbeiterbelegschaft die wenigsten Ausländer und Kriegs¬ 
gefangenen unter allen deutschen Steinkohlenrevieren eingesetzt. Selbst die 
marginalen Reviere in Niedersachsen, Sachsen oder in der "Ostmark" beschäf¬ 
tigten zu diesem Zeitpunkt proportional mindestens doppelt so viele Ausländer 
und Kriegsgefangene.24 
ln einer zweiten Phase seit Anfang bzw. Sommer des Jahres 1942 stand die 
Ausländerbeschäftigung im Kohlenbergbau ganz im Zeichen des so genannten 
"Russeneinsatzes", der insbesondere durch die Reichsvereinigung Kohle in¬ 
itiiert und organisiert wurde. Seit Anfang des Jahres 1942 kamen im Steinkoh¬ 
lenbergbau des Reiches in großer Zahl so genannte "Ostarbeiter" und "Ost¬ 
arbeiterinnen", - also Zivilarbeiter und -arbeiterinnen, die in den besetzten 
Gebieten der Sowjetunion rekrutiert worden waren - seit dem Sommer in noch 
erheblich größerem Umfang auch sowjetische Kriegsgefangene zum Einsatz. Mit 
Beginn des "Russeneinsatzes" wurde auch der Saarbergbau in die neue Dyna¬ 
mik der Ausländerbeschäftigung im Kohlenbergbau einbezogen, auch wenn er 
dem Ruhrbergbau zunächst weiter nachgeordnet blieb. So sahen die Vertei¬ 
lungspläne des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz (GBA) und der 
Reichsvereinigung Kohle für das Frühjahr 1942 ausdrücklich vor, dass der 
"Russenbedarf" des Ruhrbergbaus vollständig befriedigt sein müsse, bevor die 
Saar weitere "Ostarbeiter" erhalten könne.2' Spätestens seit Ende 1942 glich sich 
die quantitative Entwicklung der Zwangsarbeiterbeschäftigung an Ruhr und 
Saar jedoch an, ohne dass im Saarbergbau bis Kriegsende ganz der gleiche An¬ 
teil der Ausländerbeschäftigung wie im Ruhrbergbau erreicht wurde (s. Tab. 1). 
Seit diesem Zeitpunkt aber partizipierte der Saarbergbau an den von der Reichs¬ 
vereinigung Kohle für den Kohlenbergbau ausgehandelten und verteilten 
Zwangsarbeiterkontingenten, die vom GBA und der Wehrmacht zur Verfügung 
gestellt wurden, proportional zu seiner Förderaufgabe in gleichem Maße wie der 
Ruhrbergbau. 
Auch hinsichtlich des nationalen Profils der seit Anfang 1942 eingesetzten 
Ausländer unterschieden sich die beiden Reviere kaum. Den Hauptanteil stellten 
die sowjetischen Arbeitskräfte, die "Ostarbeiter" sowie Kriegsgefangene, die seit 
dem Winter 1942/43 zumeist nicht mehr aus der Sowjetunion selbst bzw. aus 
den Kriegsgefangenenlagern im Generalgouvernement kamen, sondern zuneh¬ 
mend aus dem "Arbeitseinsatz" in der Landwirtschaft in den Bergbau verlegt 
24 Vgl. Belegschaftsstand im Kohlenbergbau Ende Februar 1942, in: Sozialpolitische 
Informationen der Reichsvereinigung Kohle 4 (1942). 
25 Vgl. Schreiben der Dienststelle des GBA an die RVK vom 30.4.1942 (BAB R 10 V1II/52, 
p 10-13). 
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