Arbeiten exemplarisch untersucht,14 bilden aber nach wie vor ein besonderes
Desiderat. Der Wandel des Handwerks in semer Verflechtung mit der Indu¬
striekultur muss weitgehend erst noch erschlossen werden.
Grenzüberschreitende Vernetzungen und interregionaler Vergleich, das haben
die Autoren dieses Buches gezeigt, bieten eine Fülle von methodischen Ansät¬
zen und sachgeschichtlichen Erkenntnissen, welche die Eigenheiten der Indu¬
strie und der Industriekultur an der Saar, und damit insgesamt die Charakteristi¬
ka des Saarlandes, genauer herauszuarbeiten erlauben. Die Struktur der grenz¬
überschreitenden Prozesse noch erheblich tiefer auszuloten ist eines der vielver¬
sprechendsten Forschungsdesiderate. Der Forschungsansatz des technik-,
Wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Vergleiches von Industrieregionen, hier
vorwiegend am Beispiel von Saarrevier, Lothringen, Luxemburg und der Ruhr
unternommen, bleibt systematisch weiter und auf anderen Themenfeldern zu
verfolgen.
Perzeptions- und erfahrungsgeschichtliche Untersuchungen sind für andere
Regionen weiter gediehen als für die Saar. In wie vielfältiger Weise an diesen
Komplex herangegangen werden kann, haben mehrere Autoren demonstriert;
genauer bleibt dieses Feld aber gleichfalls noch zu erforschen. Eine enge Ver¬
flechtung mit der Sozialgeschichte, wie sie für so unterschiedliche Gebiete wie
den Sport, die Arbeiterfrauen oder die Industriefotografie gezeigt wurde, er¬
scheint hier besonders ergiebig.
Erforderlich ist insgesamt eine systematische Integration von unterschiedlichen
Methoden und Fragestellungen, je nach Spezialthema von politik-, Wirtschafts-,
technik-, betnebs-, perzeptions-, kultur- und sozialgeschichtlichen Ansätzen,
und zwar im interregionalen Vergleich und unter maßgeblicher Einbeziehung der
grenzüberschreitenden Strukturen und Prozesse. In ausgewählten Bereichen
haben die Beiträge dieses Bandes die Ergiebigkeit solcher Zugriffe gezeigt. Erst
auf diese Weise lässt sich die innere Vielfältigkeit und die Bedeutung der
spezifischen Industriekultur an der Saar herausarbeiten und damit auch deren
Potential für die künftige Entwicklung der Region bestmöglich nutzen.
14 Margnt Grabas u. Paul Walter Frey, Der vergessene Mittelstand. Entwicklung und
Bedeutung kleiner imd mittelgroßer Unternehmen an der Saar in der Zeit des krisenhaften
Strukturwandels 1873 bis 1894/95, in: Vierteliahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschich¬
te 89 (2002), S. 41-71.
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