gehalten wurde, blieb die Röchling-Gruppe bis in die Zeit nach dem Zweiten
Weltkrieg im Besitz der seit 1919 erworbenen Anteile an den Buderus'schen
Eisenwerken AG in Wetzlar, mit denen sie das ebenfalls aus Entschädigungs-
geldem gekaufte Stahlwerk Dorsten verband.176
Ein verlustreiches Wirtschaften in Neunkirchen veranlasste 1926 die SFANL,
40% ihrer Beteiligung am Neunkircher Eisenwerk an eine deutsch-niederlän¬
dische Gruppe zu verkaufen, der auch der Otto-Wolff-Konzern angehörte. An
spätereren Kapitalerhöhungen beteiligte sich SFANL nicht mehr, so dass ihr
Anteil zu Beginn des Geschäftsjahres 1933/34 unter 5% sank. Mit Otto Wolff
trat ein Konzern in die Geschäftsleitung ein, der die Geschicke des Werkes bis
ins letzte Viertel des 20. Jahrhunderts bestimmen sollte.1
Die Rückgliederung des Saargebiets, nun offiziell "Saarland" bezeichnet, brachte
eine erneute Verschiebung in den Eigentumsverhältnissen der Saarhütten. Am
Neunkircher Eisenwerk hielten jetzt (1935) Gebr. Stumm GmbH 50,3%, Otto
Wolff 46%, SFANL 3,7%. In Haiberg und Dillingen wurde der ausländische
Anteil auf 40% reduziert. Das Neunkircher Eisenwerk wurde bald darauf als
Aktiengesellschaft organisiert, an der die Stumm AG und die Otto Wolff AG
zunächst hälftig beteiligt waren. Die Otto Wolff AG übertrug 1940 ihren Anteil
an die von ihr gegründete Holding-Gesellschaft Eisen- und Hüttenwerke AG
Köln (EHW).178
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangten die französischen Teilhaber in Überein¬
stimmung mit der französischen Besatzungsmacht wieder die Mehrheit in den
Werken Dillingen179 und Haiberg.180 Nach Aufhebung der Sequesterverwal¬
tungen (1955/56) über die Werke in Neunkirchen und Völklingen übernahmen
wieder die Eigentümer selbst die Verwaltung, also die Gruppen Röchling,
Stumm und Otto Wolff. Somit waren wieder zwei Unternehmerfamilien vertreten,
deren Vorfahren einst die saarländische Eisen- und Stahlindustrie aufgebaut und
geformt hatten. Dies änderte sich in den 1970er Jahren, als die Familien Stumm
und Röchling sich gänzlich aus der saarländischen Schwerindustrie zurückzo¬
gen. Den Anfang machte die Stumm-Gruppe. Hohe Verluste der Stumm Handel
GmbH, einer Tochtergesellschaft der Stumm AG, im Ölgeschäft mit den Ost¬
blockstaaten trafen auch die Muttergesellschaft Stumm AG in ihrem Lebensnerv.
Ihr Zusammenbruch im Oktober 1974 blieb zunächst ohne Auswirkung auf das
Neunkircher Werk. Zum Jahresende 1976 geriet es dann doch in einen Liquidi¬
Erzfelder. Seibold (Anm. 7), S. 196-199.
176 Ebd., S. 199f.
177 Frühauf (Anm. 5), S. 98ff.
178 Die Otto Wolff AG war mit 76% an der EHW beteiligt. Ebd., S. 117.
179 Die Dillinger Hütte war in den 1980er Jahren eine nach deutschem Recht geführte, aber
mehrheitlich von französischem Kapital getragenene Aktiengesellschaft, Hauptaktionäre
waren 1982 die Konzerne SACILOR und USINOR.
180 Haiberg w'ar 1980 eine 100%ige Tochter von Pont-ä-Mousson St. Gobain, einem der
größten Mischkonzeme Frankreichs.
144