Lothringen (heutiges Moseldeparternent) waren durchweg größer und hatten
auch eine höhere Tagesproduktion.27
In der Zeit der Völkerbundsverwaltung erhöhte sich die Zahl der Hochöfen
nicht, es blieb bei Ersatzbauten und Verbesserungen an den vorhandenen
Öfen.28 30 Einige wurden mit einem Blechmantel umgeben anstelle der älteren
Ziehbänder,24 neue Hochofenschächte eingebaut, Reparaturen an den Gerüsten
mit deren Erweiterung verbunden, zur Kühlung von außen entweder Kühlkästen
angebracht oder eine ständige Berieselung mit Wasser,'0 Leistungssteigerung bei
gleichzeitiger Verringerung des Rohstoffeinsatzes wurde erreicht durch Ver¬
größerung des Herddurchmessers des Hochofens, höheren Winddruck, höheren
Gasdruck an der Gicht, Verbesserung der Mölleraufbereitung, der Beschickungs¬
anlagen und der Winderhitzung, die in den nahe bei den Hochöfen aufgestell¬
ten Cowpern - in den Saarhütten meist drei pro Hochofen - durch Gichtgase
erfolgte. Während früher das Eisenerz in unbearbeiteten Brocken in die Hoch¬
öfen eingegeben worden war, wurde es nun in Erzbrechanlagen zu einem fein¬
körnigen Möller gemahlen, der bei der Verhüttung einen gleichmäßigeren
Hochofengang und einen geringeren Koksverbrauch ermöglichte. Das Brechen
der Erze hatte zur Folge, dass der Gichtstaubanfall bis auf das Anderthalbfache
gegenüber dem Betrieb mit ungebrochenem Erz anstieg. Also stellte sich die
Aufgabe, den Gichtstaubanfall zu verringern und den Erzstaub der Brecher¬
anlagen nutzbringend zu verarbeiten.31 Die Thyssen-Hütte in Hagendin-
gen/Hagondange als modernste Hütte im deutschen Bezirk Lothringen besaß
schon vor dem Ersten Weltkrieg eine Sinteranlage für Gichtstaub.32 Inwieweit
Röchling sich bei der Sinteraufarbeitung an Erfahrungen der Thyssen-Leute
orientieren konnte, bleibt in der Literatur offen. In der Völklinger Hütte war vor
dem Krieg der bei den Hochöfen anfallende Gichtstaub in einer besonderen
27 Thyssen-Hütte in Hagondange/Hagendingen sechs Öfen mit je 300t Tagesleistung, Majzie-
res vier Öfen mit je 225t, Rombas/Rombach je ein Ofen mit 300t, 240t und 180t, zwei Öfen
mit 210t und drei Öfen mit 190t, Fontoy/Fentsch drei Öfen mit 225t, Knuttange/Kneuttingen
sieben Öfen mit 200t, Patural zwei Öfen je 160t und vier je 200t, Carlshütte Thionvil-
le/Diedenhofen vier Öfen mit je 200t, Audun-le-Tiche/Deutsch-Oth vier Öfen mit je 200t,
Uckange/Ückingen drei Öfen mit je 160t und drei Öfen mit je 180t, Ottange/Öttingen drei
Öfen mit je 140t, Redange/Redingen drei Öfen mit je 120-140t, De Wendel Hütte in
Hayange/Hayingen sechs Öfen je 120t. Max Schlenker, Das Eisenhüttenwesen in Elsafi-
Lothringen, in: Das Reichsland Elsass-Lothringen 1871-1918. Bd. 1: Die wirtschaftliche
Entwicklung Elsass-Lothringens 1871 bis 1918, hrsg. von Max Schlenker. Frankfurt am Main
1931, S. 169-231, hier S. 205-210.
28 Neunkirchen: 1926 vier Öfen umgebaut, H V 1930 (später H I) Leistung 400t, Gestell¬
durchmesser 5,2m. Vgl. Rauguth (Anm. 5), S. 299; für Völklingen siehe das Diagramm bei
Johannsen (Anm. 26), S. 184.
29 Völklingen Hochofen 5 und 6.
30 Völklingen Hochofen 5.
31 Z.B. Modernisierung der Erzaufbereitungsanlage in Neunkirchen 1928/29, kombiniert mit
einer Sinteranlage. H. Oppenheuser, Erzbrech- und Sinteranlage des Neunkircher Eisenwerks
AG, vormals Gebr. Stumm in Neunkirchen (Saar), in: Stahl und Eisen 51 (1931), S. 1165-
1167; Johannsen (Anm. 26), S. 193; Alfons Wagner, in: Stahl und Eisen 51 (1931), S. 217.
32 Schlenker (Anm. 27), S. 211.
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