In Metz hatte sie auch (nach 1440) eine in einer Lütticher Handschrift
vorliegende, in moselfränkischer Sprache verfaßte deutsche Ausgabe des
,Lebens Jesu\ angeblich des Michael von Massa (westmoselfränkische Redak¬
tion)22 reich bebildert in einem bedeutenden Atelier herstellen lassen.23 Diesem
Laienatelier, das mit dem Namen des Henri d’Orquevaulx verknüpft werden
kann, können „etwa ein Dutzend liturgische, theologische und auch Hand¬
schriften profanen Inhalts zugesprochen werden“.24
Elisabeth von Nassau-Saarbrücken, aus einer Nebenlinie des lothringischen
Herzogshauses stammend,25 besuchte - mit ihrem Hofe und mit Verwandten -
Mysterienspiele, religiöse Theateraufführungen in Metz.26 Die Vorlage, sicher
des Bischöflichen Priesterseminars Trier, Trier 1994, S. 211-252.
22 Vgl. Stamm, Gerhard: „Regula, Lichtenthaler Schreibmeisterin“, in: Die deutsche
Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 7 (1989), Sp. 1131-1134. Es
gab ähnliche Interessen im Metzer Patriziat. Auf die afrz. Übersetzung eines
Passionstraktats des Michael von Massa (Montpellier Nr. 164), die der Familie d’Esch
gehörte, weist hin Meyer 1886 (wie Anm. 4), S. 174ff.
23 Stork, Hans-Walter (Hg.): Betrachtungen zum Leben Jesu. Liège Ms. Wittert 71.
Farbmikrofiche-Edition, München 1991; Hoch, Philippe (Hg.): Trésors des bibliothèques
de Lorraine, Paris 1999, S. 137 [Lit].
24 Stork, Hans-Walter: „Die handschriftliche Überlieferung der Werke Elisabeths von
Nassau-Saarbrücken und die malerische Ausstattung der Handschriften“, in: Haubrichs,
Wolfgang / Herrmann, Hans-Walter (Hgg.): Zwischen Deutschland und Frankreich,
Saarbrücken ca. 2000 [im Druck].
25 Vgl. zu ihrer Biographie Steinhoff, Hans Hugo: „Elisabeth von Nassau-Saarbrücken“, in:
Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon, 2. Aufl., Bd. 2 (1980), Sp. 482-
488; Herrmann, Hans-Walter:,Lebensraum und Wirkungsfeld der Elisabeth von Nassau-
Saarbrücken“, in: Haubrichs/Herrmann (wie Anm. 24).
26 Bezeugt ist - für das Jahr, in dem sie ,Loher und Maller* abschloß - ein Besuch des Jeu
de la passion Nostre Seigneur Jhesuchrist zusammen mit ihrem Bruder Antoine im Juli
1437, wobei auch Conrad Bayer, der Bischof von Metz, der Abt von Gorze,
französischer Adel, aber auch ein Deutscher mit Namen Brun von Salz sowie plusieurs
aultres seigneurs et dames d'Allemagne et d’aultres pays anwesend waren. Vgl. Digot,
Auguste: Histoire de Lorraine, Nancy 1856, Bd. 3, S. 212ff.; Westphal: Geschichte der
Stadt Metz, Metz 1875, Bd. 1, S. 302L; Liepe, Wolfgang: Elisabeth von Nassau-
Saarbrücken. Entstehung und Anfänge des Prosaromans in Deutschland, Halle a.S.
1920, S. 17f. Die Metzer Mysterienspielaufführungen waren im 15. und 16. Jahrhundert
berühmt. Es ist für 1460/70 ein Mistere de saint Clement [Gründerbischof von Metz], für
1485 [unter Beteiligung eines Aachener Knabens] ein dreitägiges Barbaraspiel (Mystere
de Ste. Barbe), für 1486 ein Katharinenspiel zu Pfingsten bezeugt. Vgl. Petit de Julleville,
Louis: Les mystères, Bd. 2, Paris 1880, S. 8ff.; Teichmann, Eduard: „Ein Aachener in
zwei Metzer Mysterien“, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 20 (1898), S.
295-298. Bruneau/Marot (wie Anm. 4), S. 284; Ukena, Elke; Die deutschen
Mirakelspiele des Mittelalters, Bern 1975, S. 305f. [Lit.]. Weitere Theateraufführungen
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