dem überwiegend germanophonen Umland im Osten und Norden, ihre Ver¬
flochtenheit - trotz wachsender französischer Einflüsse - mit ritterlicher
Reichskultur,10 das Interesse der großen Metzer Chroniken des ausgehenden
späten Mittelalters an der Allemaigtie,\1 dem germanophonen Vorfeld der
Stadt, für ein lebendiges Austauschverhältnis zwischen den beiden Sprach- und
Kulturwelten. Daneben muß aber auch mit Deutschsprachigkeit und Bi-
lingualität beachtlicher Anteile der Metzer Bevölkerung im späten Mittelalter
gerechnet werden. Diese Einsicht verdanken wir den ausgezeichneten Beob¬
achtungen von Dieter Heckmann in zwei Aufsätzen von 198912 und 1999.13
10 Aus der zeitgenössischen Perspektive Philippe de Vigneulles wäre dabei etwa zu notieren:
Der Metzer Patrizier François le Goumay stellt sich 1522 als Vasall des Kaisers gegen
Metz (Chronique, wie Anm. 11, V, S. 394ff.). Anläßlich der Hochzeit des Pfalzgrafen zu
Heidelberg im Jahre 1511 werden von Metz als Teilnehmer mit adligem
Repräsentationsaufwand und betonter ritterlicher Ausstattung ausgesandt: der chevalier
François le Goumay (vgl. Anm. 71), Nicole Roussel (vgl. Anm. 133), Nicole Dex und
Jehan Roussel (ebd. V, 93f.). Überhaupt sind die auffälligen Bemühungen der Metzer
Patrizier um die Ritterschaft im 15. Jh. durch Preussenreisen, durch den Deutschen
Orden, durch Jerusalem-Wallfahrt und Fürstengunst (vgl. Anm. 45, 67) ein Indiz für den
Anschluß an die Standards adliger Reichskultur. Auch die historischen Spiele mit der
Darstellung des Königs Artus, Karls des Großen und Gottfrieds von Bouillon sowie
ritterliche Schaukämpfe der nobles et gens de lignié des Metzer Patriziats, von denen
1512, 1515 und 1516 berichtet wird, haben ihre Parallelen im Reich und in Burgund (ebd.
V, S. 107f., 195, 212f.; Michelant, Henri-Victor (Hg.): Gedenkbuch des Metzer Bürgers
Philippe von Vigneulles aus den Jahren 1471 bis 1522, Stuttgart 1852, S. 280). Die
Könige Artus, Karl und Gottfried wurden in der ritterlichen Kultur zu den neun großen
Helden gezählt. So weiß ein Zusatz im ,Buch von Troja' (Codex Gießen UB Nr. 232 vom
J. 1417), daß zu den altherren gehören: hector von Troye, mangnus alexander und Julius
Cesar, die dry heiden. Item under den juden davit rex, josue und judas machabeus . in
der Cristenheit mangnus karolus dux gotfridus, rex artus. Vgl. u. bei Anm. 47 zu dem
väterlicherseits aus Franken stammenden Patrizier André Voey de Ryneck, der 1469
maître-échevin von Metz wurde; ferner zu Jaques d’Esch bei Anm. 66.
11 Vgl. stellvertretend für andere die Chronik des Philippe de Vigneulles (1471-1528), der
selbst ein Jahr en Allemaigne (in Insming, Dép. Moselle, Ct. Metz) verbracht hatte:
Bruneau, Charles (Hg.): La chronique de Philippe de Vigneulles, 4 Bde., Nancy 1927-
1933. Ferner: Huguenin, Jean F.: Les chroniques de la ville de Metz, Metz 1838;
Wolfram, Georg (Hg.): Die Metzer Chronik des Jaique Dex (Desch), über die Kaiser und
Könige aus dem Luxemburger Hause, Metz 1906; Lanher/Philipp/Demarolle (wie Anm.
4), S. 249ff.; Parisse, Metz (wie Anm. 3), Sp. 576f.; Parisse, Michel: Austrasie,
Lotharingie, Lorraine, Metz 1990, S. 229 (= Histoire de la Lorraine, Bd. 2).
12 Heckmann, Dieter: „Zum Persönlichkeitsbild des Metzer Patriziers André Voey de
Ryneck (1444-1525/29)“, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 15 (1989), S.
43-66, hier S. 52ff.; Ders.: André Voey de Ryneck: Leben und Werk eines Patriziers im
spätmittelalterlichen Metz, Diss. Saarbrücken 1986.
13 Heckmann, Dieter: „Die Deutschordensniederlassung Metz (1210/um 1241 bis 1552)
zwischen Germania und Romania“, in: Haubrichs, Wolfgang / Jäschke, Kurt-Ulrich /
52