Full text: Grenzkultur - Mischkultur? (35)

Max Pfister 
Sprachwissenschaftliche Ergänzungen 
zum Beitrag von H. Heiss 
Grundlagen meines Koreferats sind: 
- Johannes Kramer: Deutsch und Italienisch in Südtirol, Heidelberg 1981. 
- Joachim Born: Untersuchungen zur Mehrsprachigkeit in den ladinischen 
Dolomitentälern. Ergebnisse einer soziolinguistischen Befragung, Wil¬ 
helmsfeld 1992. 
- Stephan Grigolli: Sprachliche Minderheiten in Italien, insbesondere 
Südtirol, und in Europa. Der Gebrauch der Sprache vor Behörden und 
Gerichten und die Vergabe öffentlicher Stellen, Frankfurt 1997. 
- L’Europa multiculturale. Das multikulturelle Europa. Akten der XXIV. 
internationalen Tagung deutsch-italienischer Studien, Meran, 11.-13. Mai 
1998, Meran 1998. 
Zunächst möchte ich festhalten, daß Südtirol - ähnlich wie Elsaß-Lothringen 
und das Saarland — unter den Grenzveränderungen und der Geschichte unseres 
Jahrhunderts sehr gelitten hat und daß in der Provinz Bozen vor allem in den 
letzten fünfzig Jahren viel getan wurde, um ein friedliches Neben- und 
Miteinander von verschiedenen Kulturen und Sprachen zu ermöglichen. 
Alessandro Pizzorusso („La tutela delle minoranze linguistiche nell’ordi¬ 
namento giuridico italiano“, in: Città & Regione 6, giugno 1980, n. 3, S. 34, 
45) kommt zum Resultat, daß das System in der Provinz Bozen „zur Zeit eines 
der perfektesten Modelle minderheitenrechtlichen Schutzes in Europa und in 
der Welt“ sei. Persönlich bin ich mit einem derart begeisterten Urteil etwas 
zurückhaltender, wenn ich auch gerne anerkenne, daß in der Provinz Bozen 
sehr viele positive Ergebnisse feststellbar sind. Mit der Bezeichnung 
„perfektestes Modell“ scheinen die Betroffenen selbst nicht voll einverstanden 
zu sein, wenn in einem Bericht in den ,f)olomiten“ vom 5. Juni 1996 (S. 11) 
steht: „Südtirol ist ein Fall, kein Modell.“ Herr Heiss hat in seinem sehr 
abgewogenen Referat auch von einem „fruchtbaren, interkulturell an¬ 
gereicherten Zusammenleben“ gesprochen. 
Aus der Fülle der Probleme möchte ich nur zwei herausgreifen, die mir bei un¬ 
serem Beispiel bedeutsam erscheinen. 
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