2. die Wohnsitzverlagerung von Saarländern nach Moselle-Est (Funktion
Wohnen) sowie
3. grenziibergreifende Kontakte in Bildung und Kunst (Funktionen Sich-bilden
und In-Gemeinschaft-leberi).
2 Grenzüberschreitende Beziehungen mit Bezug auf deutsche Direkt¬
investitionen in Lothringen und im Saarland arbeitende Grenzpendler
{Funktion Arbeiten)
Kommen wir zunächst zu den deutschen Direktinvestitionen in Lothringen.
Mehr als 150 Unternehmen Lothringens bzw. rund 60 Prozent aller ausländisch
kontrollierten Unternehmen befinden sich voll oder mehrheitlich in Besitz deut¬
scher Firmen (VALORIS Lorraine 1998). Sie konzentrieren sich auf zwei
grenznahe Bereiche:
1) Sarreguemines und Umgebung sowie
2) das lothringische Kohlebecken (Bassin houiller).
Auffallend ist ferner, daß die meisten ihren Standort diesseits der deutsch-fran¬
zösischen Sprachgrenze haben, eine größere Zahl auch entlang der Achse Metz-
Thionville/Longwy, einem von der Stahlkrise ebenfalls stark betroffenen
Raum. Entsprechend verteilt ist die Beschäftigung: Mit wachsender Entfernung
von der Staatsgrenze nimmt die Dichte der deutschen Unternehmen ab; zugleich
aber, insbesondere jenseits der Sprachgrenze, steigt die durchschnittliche
Betriebsgröße. Mit zunehmender Entfernung wird das Branchenspektrum im¬
mer schmäler. In den entfernter gelegenen großen Zweigwerken findet haupt¬
sächlich Routineproduktion statt. Die deutschen Unternehmen nutzen in
Lothringen mehrere Standortvorteile zugleich:
- die des strukturschwachen Peripherraumes, mit niedrigeren Grundstücks¬
und Lohnkosten,
- die geringe Distanz zu Deutschland,
- die in Frankreich schnelleren und billigeren Ansiedlungsverfahren sowie
- die dort weniger strengen Umweltauflagen.
Stärker standortgebunden sind demgegenüber die Betriebe in unmittelbarer
Grenznähe. Diese hat, neben den bereits genannten Standortvorteilen, für die
deutschen Unternehmen eher strategische Bedeutung, denn vor allem
Handelsvertretungen und Logistikunternehmen üben eine Scharnierfunktion
zwischen beiden Märkten aus. Da ihre Tätigkeiten kommunikationsintensiver
sind, benötigen sie in hohem Maße zweisprachige Mitarbeiter. Auffallend ist
ferner, daß die wenigen (insgesamt ganze 14) Betriebe in Lothringen mit
Stammsitz im Saarland, in der Regel kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
insbesondere des Handwerks, fast alle regelrecht an der deutsch-französischen
Grenze kleben. D.h, eine grenzüberschreitende, regionale Gewerbeverflechtung
ist beschränkt auf einen nur sehr schmalen Streifen entlang der Grenze.
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